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Foto: Matthias Friel
Seminarinhalt
Die Akademie für Soziologie proklamiert für sich, alle „konstruierten Wirklichkeiten” mitsamt ihren „alternativen Fakten” abzuschütteln, um „in der Tradition der wissenschaftlichen Aufklärung nach faktenbasierten, prüfbaren und dann auch praktisch verwertbaren Erkenntnissen zu streben”. Dieses Credo spricht nicht nur der qualitativen Sozialforschung im Sinne eines interpretativen Paradigmas jegliche wissenschaftliche Legitimität ab. Es stellt darüber hinaus eine harsche Absage an jegliche Verbindung von sozialwissenschaftlicher Forschung und normativer Kritik dar, wie sie etwa in der Tradition des Marxismus und später insbesondere von der Frankfurter Schule als grundlegend für die sozialwissenschaftliche Forschung begriffen wurde. Das Kernproblem einer in diesem Sinne kritischen Theorie der Gesellschaft besteht darin, dass die normativen Maßstäbe von Kritik selbst nicht wissenschaftlich begründbar sind. In der Soziologie hat es deshalb unterschiedliche Versuche gegeben, einen Ausweg aus dem „Kritik-Dilemma” zu suchen, ohne den Kritikbegriff selbst gänzlich aufzugeben. In dem Seminar wird es vor diesem Hintergrund darum gehen, das Begriffspaar Soziologie und Kritik von unterschiedlichen Perspektiven und Ansätzen aus zu beleuchten, um diese verschiedenen Entwicklungspfade innerhalb der Soziologie rekonstruieren und programmatisch einordnen zu können. Dabei sollen auch aktuelle Debatten über Grenzen und Möglichkeiten von kritischer Gesellschaftstheorie und Soziologie eingehend diskutiert werden.
Seminardidaktik
Didaktisch ist das Seminar als Online-Seminar konzipiert. Die interne Kommunikation, die Publikation seminarbegleitender Studienleistungen sowie die dazugehörigen virtuellen Diskussionen finden ausschließlich auf der E-Learning-Plattform LinkR-Education statt: https://app.linkreducation.com
Die Arbeit auf LinkR-Education wird bei Bedarf durch Arbeitsschritte auf Moodle und/oder Zoom ergänzt. Die Literatur zu den einzelnen Sitzungen wird voraussichtlich über Moodle zur Verfügung gestellt.
Das Seminar beginnt mit einer synchronen Zoom-Sitzung am 20. April von 10-12 Uhr, in der sowohl das Seminarprogramm präsentiert als auch alle möglichen formalen Fragen geklärt werden. Das Seminarprogramm sieht insgesamt sieben Programmpunkte mit jeweils einer spezifischen Aufgabenstellung vor, die auf Grundlage der zur Verfügung gestellten Literatur über die LinkR-Plattform zu bearbeiten ist. Für den Großteil der Aufgaben stehen demnach gut 14 Tage Bearbeitungszeit zur Verfügung. Dabei ist natürlich zu beachten, dass sich der individuelle „Workload” an den Leistungspunkten orientiert, die Sie in diesem Seminar erreichen möchten. Detaillierte Informationen hierzu gibt es am 20. April in Form eines vollständigen Seminarprogramms.
Adorno, Theodor W., Einleitung in die Soziologie (1968). Nachgelassene Schriften, Abteilung IV: Vorlesungen, Band 15, hrsg. von Christoph Gödde, Frankfurt am Main 1993, 31-70.
Adorno, Theodor W., Kritik. In: ders., Gesammelte Schriften, Band 10.2, Frankfurt am Main 1977, S. 785-793.
Boltanski, Luc, und Ève Chiapello, Der neue Geist des Kapitalismus. Konstanz 1999.
Dörre, Klaus, Stephan Lessenich und Hartmut Rosa, Soziologie, Kapitalismus, Kritik – Eine Debatte. Frankfurt am Main 2009.
Jaeggi, Rahel, und Tilo Wesche (Hg.), Was ist Kritik? Frankfurt am Main 2009.
Vobruba, Georg, Die Kritikkontroverse. Soziologie 46(2), 2017, S. 173-190.
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