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Foto: Matthias Friel
Der Aufsatz „Empiricism and the Philosophy of Mind“ (1956) ist einer der Klassiker der analytischen Philosophie. Sellars liefert in diesem Aufsatz eine Kritik an grundlegenden Annahmen der Wahrnehmungs- und Erkenntnistheorie, die unter dem Titel „Kritik am Mythos des Gegebenen“ berühmt geworden ist. Diese Kritik beinhaltet eine Kritik an Sinnesdaten-Theorien, d.h. an Theorien, die annehmen, dass die unmittelbaren Objekte unserer Wahrnehmung nicht physische Objekte wie Tische und Stühle sind, sondern geistabhängige private Objekte. Die Auseinandersetzung mit dieser wahrnehmungsphilosophischen Position verbindet Sellars mit einer Kritik am erkenntnistheoretischen Fundamentalismus, also der Annahme, dass die Wahrnehmung solcher geistabhängiger Sinnesdaten das Fundament unseres empirischen Wissens liefert, auf das sich alles weitere Wissen letztendlich zurückführen lässt. Während manche Aspekte von Sellars Kritik am Mythos des Gegebenen inzwischen generell akzeptiert sind, gibt es andere Teile, die immer noch umstritten sind, so dass Sellars’ Aufsatz auch in den gegenwärtigen Debatte von großer Bedeutung ist. „Empiricism and the Philosophy of Mind“ ist jedoch mitnichten ein rein kritisches Werk. Im letzten Drittel seines Aufsatzes entwickelt Sellars eine faszinierende eigene positive Theorie innerer episodaler Zustände (im speziellen von Gedanken und Empfindungen), die der Kritik des Mythos des Gegebenen nicht anheimfällt. Wir werden im Seminar sowohl den kritischen als auch den konstruktiven Teil ausführlich besprechen. „Empiricism and the Philosophy of Mind“ eignet sich, da es ein kurzer Text ist, hervorragend als Textgrundlage für ein Seminar. Wir werden pro Sitzung nur eine sehr überschaubare Seitenanzahl besprechen, was uns ermöglichen wird, sehr gründlich am Text arbeiten zu können.
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