PULS
Foto: Matthias Friel
Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts avancieren interkulturelle Liebesbeziehungen zum tragenden Element der erzählerischen und dramaturgischen Gestaltung in Melodramen, die sich mit dem Thema der Migration und Interkulturalität befassen. Aus der Perspektive der Liebesbeziehung werden in Melodramen verschiedene Entwürfe für ein Leben in der Fremde und die Beziehung zur Einwanderungsgesellschaft, für vielfache kulturelle Zugehörigkeiten sowie für die Suche nach sprachlicher Zugehörigkeit betrachtet. Der besondere Kontext der Liebesbeziehung bietet sich als Perspektive an, um über Begegnungen, Verflechtungen und Überschneidungen von Kulturen im Zeitalter der Globalisierung zu reflektieren dabei auch die Spezifik der fremden Kultur und Mentalität zu deuten.
Die von Theodor W. Adorno als „Fähigkeit, Ähnliches an Unähnlichem wahrzunehmen“ definierte Liebe schafft die Voraussetzung fürs emphatisches Verstehen, d.h. das inhaltliche Begreifen sowohl der Sachverhalte und der situativen Zusammenhänge als auch des kulturell bedingten Sinn- und Orientierungssystems der jeweiligen Liebes-bzw. Kommunikationspartner. Dabei setzen sich die jeweiligen Partner mit Verhaltensdifferenzen der/des Anderen auseinander, loten neue Wertesysteme aus und streben im Sinne der enzyklischen Hermeneutik eine multiperspektivische Berücksichtigung der eigenen und der fremden Denk- und Handlungsart an. Die in Melodramen implizierten Mechanismen des Fremdverstehens, ihre Möglichkeiten und Grenzen sollen im Seminar kritisch hinterfragt werden.
Die im Seminar vermittelten Methoden- und Schlüsselkompetenzen schaffen eine Voraussetzung für den Erwerb des Zusatzzertifikats für „Interkulturelle Kompetenz in Studium und Beruf".
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