PULS
Foto: Matthias Friel
Im Alltagsdenken ist die Einteilung der Menschen in Männer und Frauen etwas, was uns ‚die Natur‘ vorgibt: Die Genitalien von Männern und Frauen sind so ‚gebaut‘, dass sie ‚ineinander passen‘ und dadurch Kinder gezeugt werden können. Diese scheinbar simple und natürliche Verkettung von Körper, Sexualität, Fortpflanzung und Zweigeschlechtlichkeit ist jedoch hoch voraussetzungsvoll: Weder Körper, Sexualität noch Fortpflanzung können das soziale Muster der Zweigeschlechtlichkeit erklären. Die soziale Konstruktion dieses scheinbar natürlichen Zusammenhangs bezeichnen wir als „Naturalisierung“. Im Seminar werden wir Naturalisierungen aus zwei Richtungen aufrollen: Anhand von wissenschaftskritischen und -historischen Studien können wir nachvollziehen, wie Natur so gedeutet wurde, dass soziale Normen als natürliche legitimiert wurden – ‚die Natur‘ unser zweigeschlechtliches Modell aber nicht begründet. Zum zweiten untersuchen wir, wie die scheinbar natürlichen Zusammenhänge tagtäglich hergestellt werden müssen, damit sie soziale Wirklichkeit werden und uns im Alltag ‚natürlich‘ erscheinen.
Gildemeister, Regine und Katja Hericks (2012): Geschlechtersoziologie. Oldenbourg Verlag. Daraus: Kap. 9.4 S. 286-298.
Hirschauer, Stefan (1994): Die soziale Fortpflanzung der Zweigeschlechtlichkeit. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Band 46, Heft 4. S. 668-692.
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