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Foto: Matthias Friel

Jüdisches Leben in Deutschland seit 1945 im Zeichen der Erinnerungskultur - Einzelansicht

Veranstaltungsart Blockveranstaltung Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester WiSe 2016/17
Einrichtung Historisches Institut   Sprache deutsch
Weitere Links Kommentar
Belegungsfrist 04.10.2016 - 20.11.2016

Belegung über PULS
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Blockveranstaltung Sa 10:00 bis 14:00 Einzeltermin am 22.10.2016 1.09.2.13 Dr. Wilenchik  
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Blockveranstaltung Sa 10:00 bis 13:45 Einzeltermin am 19.11.2016 1.09.2.13 Dr. Wilenchik  
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Blockveranstaltung Sa 10:00 bis 14:00 wöchentlich 17.12.2016 bis 07.01.2017  1.09.2.13 Dr. Wilenchik 24.12.2016: Akademische Weihnachtsferien
31.12.2016: Akademische Weihnachtsferien
Kommentar Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".

Nach der Shoah kam das jüdische Leben in Deutschland zum Erliegen. Die wenigen KZ Überlebenden, befreite osteuropäische, vor allem polnische Juden sind zwar direkt im Lande geblieben oder aus Polen nach Deutschland geflüchtet, ihr Ziel war aber die Auswanderung. Es kam anders: nach einer bis 1952 andauernden Auswanderungswelle von fast 200 000 überlebender Juden nach Israel und in die USA, blieb eine Gruppe von ihnen in der Bundesrepublik zurück. Gespeist durch die Remigration aus Israel und durch jüdische Flüchtlingen aus Osteuropa haben sich die hier verbliebenen Gemeinden im Laufe der 50-er bis Anfang der 70-er Jahre mitgliedermäßig vergrößert. Es entstanden mehrere neue jüdische Gemeinden.
In dieser Zeit konzentrierte sich das Leben der jüdischen, ihrer Herkunft nach nicht homogenen, Minorität in Deutschland hauptsächlich auf soziale und integrative Bereiche innerhalb der Gemeinden. Die Beschäftigung mit jüdischer Religion und Kultur wurde dabei lediglich für Wenige zum wichtigsten Bindeglied der Integration, das Verhältnis dagegen der Mehrheit der jüdischen Bevölkerung zum bundesdeutschen Staat von der NS Vergangenheit bestimmt. Die Reduzierung der kulturellen Vielfalt des jüdischen Lebens auf allein, die "jüdische" Identitätsfindung war die Folge. Aber auch die sozialen Beziehungen zwischen der Bevölkerung der Bundesrepublik und der jüdischen Minorität sind in diesem Zusammenhang (wegen der NS Vergangenheit) von einer starken Befangenheit der Nichtjuden im Umgang mit jüdischen Themen betroffen. Besonders deutlich war das am "jüdischen Diskurs" der Nachkriegszeit und einer ablehnenden Haltung gerade der literarischen Elite Deutschlands, die den "Zivilisationsbruch unter den Teppich gekehrt hat", zu beobachten. Der Mythos der deutsch-jüdischen Symbiose, die wirklich nie stattgefunden hat, wurde erneut bekräftigt.
In den 70-er Jahren, als die gesellschaftliche Rezeption in der BR Deutschland hinsichtlich des ‚kulturellen‘ wie auch ‚kollektiven‘ Gedächtnisses - nicht zuletzt wegen des Jerusalemer Eichmannprozesses 1961 und des Auschwitzprozesses auf deutschem Boden 1965 - vertieft einsetzte, änderte sich die Situation allmählich. Die Wende für jüdisches Leben und dessen aufmerksamere Wahrnehmung durch die Gesellschaft fand jedoch erst infolge der Wiedervereinigung und anschließender Einwanderung der russischen Juden ins vereinigte Deutschland statt. Die Auseinandersetzung mit der Erinnerung an Holocaust wurde nicht nur zum Schwerpunkt des zeithistorischen Interesses in Deutschland, sondern bildete den Mittelpunkt einer transnationalen Erinnerungskultur, die nicht allein in Deutschland einen Perspektivenwandel initiierte. Die Geschichtsbetrachtung erfolgte in diesem Zusammenhang aus der Perspektive der jüdischen Zeitzeugen, deutschen und internationalen Historiker und Publizisten, Buchautoren. Der "jüdische Diskurs" und die in Deutschland seit 1990 gelebte Erinnerungskultur kommen sich dadurch näher und erweitern den historischen Horizont des deutsch-jüdischen Verhältnisses wesentlich.

Anhand von historischen, literarischen und publizistischen Texten und Essays, Autobiografien, Monografien, filmischen Darstellungen, Besuch von Museen und Erinnerungsorten wird dem Thema im historischen Kontext nachgegangen.
Während des Seminars wird eine Reise nach Israel thematisch vorbereitet.
Literatur Literatur:

Assmann, Aleida : Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik, München 2011

Arendt, Hannah: Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen, München 1986

Brechenmacher, Thomas (Hg.) : Identität und Erinnerung, München 2009

Brenner, Michael (Hg.) : Geschichte der Juden von 1945 bis zur Gegenwart, München 2012

Diner, Dan: Rituelle Distanz. Israels deutsche Frage, München 2015

Echterhoff, Gerald Saar, Martin: Kontexte und Kulturen des Erinnerns: Maurice Halbwachs und das Paradigma des kollektiven Gedächtnisses, Konstanz 2002
Köhler, Klaus: Alles in Butter. Wie Walter Kempowski, Bernhard Schlink und Martin Walser den Zivilisationsbruch unter den Teppich kehrten, Würzburg 2009

Lamping, Dieter (Hg.) : Identität und Gedächtnis in der jüdischen Literatur nach 1945, Berlin 2003

Kron, Norbert Shalev, Amichal (Hg.) : Wir vergessen nicht, wir gehen tanzen, Frankfurt a.M. 2015

Oz-Salzberger, Fania : Israelis in Berlin, Frankfurt a.M. 2001

Schoeps, Julius H. Jasper, Willi Vogt, Bernhard: Russische Juden in Deutschland, Weinheim 1996

Weisberg, Nea Müller-Hohagen, Jürgen (Hg.) : Beidseits von Auschwitz: Identitäten in Deutschland nach 1945, Berlin 2015

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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2016/17 , Aktuelles Semester: SoSe 2024