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Foto: Matthias Friel

Politik des Ästhetischen in Frankreich: Was ist Gegenwartsliteratur? - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester SoSe 2017
Einrichtung Institut für Romanistik   Sprache deutsch
Weitere Links Kommentar
Belegungsfrist 03.04.2017 - 20.05.2017

Belegung über PULS
Gruppe 1:
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    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
Seminar Mi 12:00 bis 14:00 wöchentlich 19.04.2017 bis 26.07.2017  1.19.0.12 Dr. Lenz  
Kommentar

"Die Politik der Literatur ist nicht die Politik der Schriftsteller. Sie betrifft nicht deren persönliches Engagement in politischen und sozialen Kämpfen ihrer Zeit. Sie betrifft auch nicht die Weise wie sie in ihren Büchern die sozialen Strukturen, die politischen Bewegungen oder die diversen Identitäten darstellen. Der Ausdruck ‚Politik der Literatur‘ impliziert, dass die Literatur als Literatur Politik betreibt. Er setzt voraus, dass es nicht zur Frage steht, ob die Schriftsteller Politik betreiben der sich eher der Reinheit ihrer Kunst widmen sollen, sondern zur Frage steht, wie diese Reinheit selbst mit der Politik zu tun hat. Er setzt voraus, dass eine wesentliche Verbindung zwischen der Politik als spezifischer Form kollektiver Praxis und der Literatur als bestimmte Praxis der Kunst des Schreibens besteht." Rancière: Politik der Literatur, S. 13.

Ausgehend von dieser These zur Rolle des Ästhetischen der Literatur in Bezug auf das, was gemeinhin als das Politische bezeichnet wird, wollen wir anhand einiger preisgekrönter Werke französischer Autoren der Gegenwart (Alexis Jenni, Mathias Énard, Jêrome Ferrari) und deren Diskussion in tagesaktuellen Medien wie Blogs, Tageszeitungen und Literatursendungen die Rolle der Literatur in der französischen Gesellschaft und ihre Beziehung zu kollektiv mehr oder weniger offensichtlichen Werte- und Normdiskursen anhand von Texten und deren Rezeptionsmuster im Feld der medialen Öffentlichkeit näher zu bestimmen versuchen, nachdem wir einigen durch Sprachebenen, Figurenkonstellationen sowie Mitteln der Persiflage etc. stilistisch und inhaltlich suggerierten und möglicherweise ideologischen Positionierungen innerhalb der Diegese der gelesenen Texte selbst nachspüren.

Die Frage nach der Position unseres Partner- und Nachbarlandes als Motor des Projekts Europa kurz vor einer Richtungswahl, der kritisch zu hinterfragende Status und die Identifikationsmuster einer ehemaligen zivilisatorischen wie kolonialen Großmacht, die Debatten um die Rolle des Islam in der französischen Gesellschaft oder auch die Suche nach konservativen und reaktionären identitären Projekten des Nationalen oder Religiösen werden in der literarischen Produktion der letzten Jahre in Frankreich so umfassend wie wohl kaum in einem anderen Medium kritisch und unter Ausschöpfung der Möglichkeiten textuell verfasster Narration diskutiert, was zu einigen international beachteten Werken führte, die wir in Auszügen untersuchen werden.

Begleitend zu dieser Frage nach den Möglichkeiten literarischer Reflexion und schriftstellerischen Engagements bleibt jedoch eine drängende Grundproblematik zu betrachten und soll ausgehend von den oben diskutierten gesellschaftlichen Spielräumen des literarischen Feldes eingehender beleuchtet werden: Was heißt es heute, einen Roman, ein Gedicht, einen literarischen Text zu verfassen, wenn doch die Aktualität des literarisch Erschriebenen und von Verlagen Publizierten im Vergleich zu rein digital und "in hoher Taktzahl" veröffentlichenden Medien durch langwierigere Publikations- und Distributionsprozesse stets ins Hintertreffen zu geraten scheint. Ist das diskursive Emblem des Literarischen automatisch Zeichen eines höheren Reflexionsgrades? Was bedeutet überhaupt Gegenwart in Bezug auf das Feld der Literatur?  

 

Literatur

Literatur zur Vorbereitung: 

Joseph Jurt: Das literarische Feld. Das Konzept Pierre Bourdieus in Theorie und Praxis. Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt 1995

Joseph Jurt: Sprache, Literatur und nationale Identität. Die Debatten über das Universelle und das Partikuläre in Frankreich und Deutschland. Berlin: De Gruyter Mouton 2014.

Jacques Rancière: Politik der Literatur. Wien: Passagen 2011.

Wolfgang Asholt / Ursula Bähler (Hg.): Le savoir historique du roman contemporain. Villeneuve-d'Ascq : Septentrion 2016.

Bruno Blanckemann / Aline Mura-Brunel / Marc Dambre (Hg.): Le roman français au tournant du XXIe siècle. Paris 2004

 

 

Voraussetzungen

Voraussetzungen für ein erfolgreiches Bestehen des Seminars sowie einen Leistungsnachweis sind die aktive und engagierte Teilnahme an den Diskussionen der einzelnen Sitzungen sowie die vorbereitende Lektüre der zu diskutierenden Texte. 

Neben eines Referates wird das eigenständige Verfassen einer Hausarbeit von sieben bis zehn Seiten unter vorheriger Absprache mit dem Dozenten bezüglich Fragestellung und methodischer Herangehensweise erwartet.


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2017 , Aktuelles Semester: SoSe 2024