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Foto: Matthias Friel
Für eine lebendige theoretische Kultur ist die konstruktive Kritik wissenschaftlicher Neuerscheinungen unverzichtbar. Sie ist so nötig wie die Luft zum Atmen. Doch wie macht man das? Das Schreiben von Rezensionen kann man lernen. Es ist ein Handwerk, keine Geheimwissenschaft. Man lernt, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden, zunächst in der Lektüre, dann in der schriftlichen Darstellung. Die Rezension, die jede Weitschweifigkeit (Redundanz) vermeiden muss, ist vor allem der raschen und kritischen Information ihrer Leser/innen verpflichtet. Sie hilft, einen Weg zu finden im Dickicht der um Aufmerksamkeit bittenden wissenschaftlichen Literatur.
Das Seminar hat eine praktische Zielsetzung. Jede/r Teilnehmer/in wählt eine aktuelle Neuerscheinung (nicht älter als zwei Jahre) aus einem Gebiet, mit dem er/sie sich sowieso beschäftigt. Dann wird zunächst ein Exzerpt (eine längere Inhaltsangabe) erstellt, auf dessen Grundlage dann die – in der Regel sehr viel kürzere – Rezension geschrieben wird. Im Seminar werden sowohl Exzerpt und Rezensionsentwürfe diskutiert. Das Seminar lebt also vor allem von Texten, die die Teilnehmenden selbst produzieren. Ein motivierender Anreiz mag sein, dass die besten Rezensionen in der Zeitschrift >Das Argument< veröffentlicht werden. Um zunächst Kriterien zu gewinnen, was eine gute Rezension ausmacht, werden wir am Anfang exemplarisch einige Rezensionen analysieren.
Als Einstiegslektüre empfehle ich: Walter Benjamin und Theodor W. Adorno, Vorschläge für den Besprechungsteil der ‚Zeitschrift für Sozialforschung‘, in: Benjamin, Gesammelte Werke, Bd. 3, S. 601f. Wer Zeit findet, sollte sich im Besprechungsteil der ‚Zeitschrift für Sozialforschung‘, die sich im Internet findet, schon einmal umtun.
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