PULS
Foto: Matthias Friel
Maximale Teilnehmerzahl: 30. Sie war bereits am 15.10.17 überschritten, weshalb nach dem Anmeldedatum zugelassen wird.
Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".Tutor: Hinnerk Stratmann
Wir können auf verschiedene Weise die Lebensqualität zukünftiger Generationen und Individuen beeinflussen, indem wir z. B. auf Ebene der privaten Familienplanung Techniken wie die Präimplantationsdiagnostik (PID) oder die Fruchtwasseruntersuchung anwenden oder bewusst unterlassen. Nach Anwendung solcher Verfahren können gezielt Embryonen mit genetischen Defekten aussortiert werden oder es kann eine Schwangerschaft vorzeitigen abgebrochen werden. Aber es können auch Eltern, die sich z. B. auf Grund ihrer eigenen Taubheit ein ebenfalls taubes Kind wünschen, gezielt Embryonen mit einem Gen für Taubheit auswählen. Solche Fälle werden in der Debatte um das sog. Nonidentity Problem Derek Parfit folgend als Diffrent People Choices bezeichnet, weil je nach dem, welche Handlung man ausführt (bzw. welchen Embryo man auswählt), verschiedene zukünftige Personen in Existenz kommen. Solche Fälle werfen die Frage auf, ob bei der bewussten Auswahl von Embryonen mit genetisch bedingten Beeinträchtigungen oder bei der bewussten Nicht-Nutzung moderner Diagnoseverfahren eine moralisch relevante Schädigung oder eine Rechtsverletzung gegenüber der mit genetischen Defekten in Existenz kommenden Person vorliegt, wenn die einzig mögliche Alternative gewesen wäre, diese Person nicht in Existenz zu bringen und stattdessen ein anderes, nicht-identisches Kind zu zeugen. Laut Parfit und diversen anderen AutorInnen stellen auch politische Entscheidungen implizit Diffrent People Choices dar, weil jede Politik als (nicht intendierten) Nebeneffekt einen Einfluss darauf hat, welche Menschen sich im Laufe ihres Lebens kennenlernen, was wiederum beeinflusst, wer mit wem welche Kinder zeugt, d.h. welche Samen- und Eizellen sich miteinander verbinden. Entsprechend seien (gemäß dieser AutorInnen) politische Entscheidungen, die die Lebensqualität zukünftiger Generationen beeinflussen, als analog zu betrachten zu den oben beschriebenen Fällen auf Ebene der privaten Familienplanung. Die von Parfit aufgeworfenen Fragen werden seit Jahrzehnten in diversen Artikeln, Sammelbänden und Monografien diskutiert und sollten nicht leichtfertig abgetan werden. In dem Kurs werden wir uns insbesondere der Frage widmen, inwiefern ein Verweis auf Rechte im Bereich der Zukunftsverantwortung angemessen und hilfreich ist. Kann beispielsweise ein Kind mit einer genetisch bedingten Taubheit eine Rechtsverletzung seitens ihrer Eltern oder der Ärzte einklagen, wenn gilt, dass dieses Kind nicht ohne den genetischen Defekt hätte geboren werden können, weil man bestenfalls ein anderes, nicht-identisches Kind hätte zur Welt bringen können? Zu Beginn jeder Sitzung werden zudem Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens vermittelt (u.a. Vermeidung von Schreibblockaden, Formulierung guter Leitfragen, Zitierregeln, Literaturrecherche und Literaturbewältigung).
© Copyright HISHochschul-Informations-System eG