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Foto: Matthias Friel

Rechte zukünftiger Generationen und Individuen - Einzelansicht

Veranstaltungsart Übung Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester WiSe 2017/18
Einrichtung Institut für Philosophie   Sprache deutsch
Weitere Links Kommentar
Belegungsfrist 04.10.2017 - 10.11.2017

Belegung über PULS
Gruppe 1:
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    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
Übung Mo 10:00 bis 12:00 wöchentlich 16.10.2017 bis 05.02.2018  1.22.0.38 Prof. Dr. Krüger 25.12.2017: 1. Weihnachtstag
01.01.2018: Neujahr
30
Kommentar

Maximale Teilnehmerzahl: 30. Sie war bereits am 15.10.17 überschritten, weshalb nach dem Anmeldedatum zugelassen wird.

Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".

Tutor: Hinnerk Stratmann

Wir können auf verschiedene Weise die Lebensqualität zukünftiger Generationen und Individuen beeinflussen, indem wir z. B. auf Ebene der privaten Familienplanung Techniken wie die Präimplantationsdiagnostik (PID) oder die Fruchtwasseruntersuchung anwenden oder bewusst unterlassen. Nach Anwendung solcher Verfahren können gezielt Embryonen mit genetischen Defekten aussortiert werden oder es kann eine Schwangerschaft vorzeitigen abgebrochen werden. Aber es können auch Eltern, die sich z. B. auf Grund ihrer eigenen Taubheit ein ebenfalls taubes Kind wünschen, gezielt Embryonen mit einem Gen für Taubheit auswählen. Solche Fälle werden in der Debatte um das sog. Nonidentity Problem Derek Parfit folgend als Diffrent People Choices bezeichnet, weil je nach dem, welche Handlung man ausführt (bzw. welchen Embryo man auswählt), verschiedene zukünftige Personen in Existenz kommen. Solche Fälle werfen die Frage auf, ob bei der bewussten Auswahl von Embryonen mit genetisch bedingten Beeinträchtigungen oder bei der bewussten Nicht-Nutzung moderner Diagnoseverfahren eine moralisch relevante Schädigung oder eine Rechtsverletzung gegenüber der mit genetischen Defekten in Existenz kommenden Person vorliegt, wenn die einzig mögliche Alternative gewesen wäre, diese Person nicht in Existenz zu bringen und stattdessen ein anderes, nicht-identisches Kind zu zeugen. Laut Parfit und diversen anderen AutorInnen stellen auch politische Entscheidungen implizit Diffrent People Choices dar, weil jede Politik als (nicht intendierten) Nebeneffekt einen Einfluss darauf hat, welche Menschen sich im Laufe ihres Lebens kennenlernen, was wiederum beeinflusst, wer mit wem welche Kinder zeugt, d.h. welche Samen- und Eizellen sich miteinander verbinden. Entsprechend seien (gemäß dieser AutorInnen) politische Entscheidungen, die die Lebensqualität zukünftiger Generationen beeinflussen, als analog zu betrachten zu den oben beschriebenen Fällen auf Ebene der privaten Familienplanung. Die von Parfit aufgeworfenen Fragen werden seit Jahrzehnten in diversen Artikeln, Sammelbänden und Monografien diskutiert und sollten nicht leichtfertig abgetan werden. In dem Kurs werden wir uns insbesondere der Frage widmen, inwiefern ein Verweis auf Rechte im Bereich der Zukunftsverantwortung angemessen und hilfreich ist. Kann beispielsweise ein Kind mit einer genetisch bedingten Taubheit eine Rechtsverletzung seitens ihrer Eltern oder der Ärzte einklagen, wenn gilt, dass dieses Kind nicht ohne den genetischen Defekt hätte geboren werden können, weil man bestenfalls ein anderes, nicht-identisches Kind hätte zur Welt bringen können? Zu Beginn jeder Sitzung werden zudem Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens vermittelt (u.a. Vermeidung von Schreibblockaden, Formulierung guter Leitfragen, Zitierregeln, Literaturrecherche und Literaturbewältigung).

Literatur (Die Texte werden über Moodle bereitgestellt.)
- Dietrich, Frank (2013) Wunschkind mit Behinderungen - Rechtsethische Überlegungen zur gezielten Vererbung genetischer Defekte. In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 99, S. 381–399.
- Feinberg, Joel (1980) Die Rechte der Tiere und zukünftiger Generationen. In: Birnbacher, Dieter (Hg.): Ökologie und Ethik. Stuttgart: Reclam, S. 141-179.
- Meyer, Lukas [2005] Historische Gerechtigkeit. Berlin, New York: de Gruyter, S.15-73.
- Meyer, Lukas (2010) Historische Gerechtigkeit. Möglichkeit und Anspruch. Jahrbuch für Politik und Geschichte 1, S. 11-28.
- Parfit, Derek [1987] Reasons and Persons. Reprint (paperback) with further corr. Oxford (u.a.): Clarendon Press, S. 361-371.
- Parfit, Derek (1990) Rechte, Interessen und mögliche Menschen. In: Leist, Anton (Hg.): Um Leben und Tod - Moralische Problem bei Abtreibung, künstlicher Befruchtung, Euthanasie und Selbstmord. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, S. 384-394.
- Schönene-Seifert, Bettina (2012) Ethischer Konsequentialismus und Moralische Rechte. Preprints and Working Papers of the Centre for Advanced Study in Bioethics Münster 2012/32, S. 2-14.
- Tietz, Sarah (2005) Zwischen Recht und Moral. Eine philosophische Betrachtung des Status von Menschenrechten. In: MRM - MenschenRechtsMagazin Heft 2/2005, S.136-145.

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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2017/18 , Aktuelles Semester: WiSe 2024/25