Literatur und Sprache des Mittelalters. Textanalyse und Interpretation - Einzelansicht

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Erzählen von Minne und Tabu: Konrads von Würzburg kleinere Erzählungen

Konrad von Würzburg, einer der vielseitigsten und kunstvollsten Dichter des 13. Jahrhunderts, zeichnet sich durchweg durch eine virtuose rhetorische Kunstfertigkeit und ein ausgefeiltes Sprachbewusstsein aus. Das Seminar möchte sich zwei seiner kleinen Verserzählungen - "Schwanritter" und "Herzmäre" - widmen, die die Themen Minne und Tabu, Ritterschaft und Genealogie so ausgestalten, dass es dabei auch um das Erzählen selbst geht. Der "Schwanritter", der auf einen altfranzösischen Stoff zurück geht, ist ein Beispiel höfischen Erzählens, das mit der genealogischen Anbindung an existierende Fürstenhäuser nach dem Verhältnis von Historie und Fiktion fragt, zugleich aber nach der Konstitution von Ritterschaft und der Legitimation von Herrschaft im Kontext des Wunderbaren. Das "Herzmäre" transformiert die Geschichte vom gegessenen Herzen in eine Erzählung, die die unauflösliche Bindung von Liebe und Schmerz in sprachlichen Paradoxien reflektiert und so auch nach dem Zusammenhang von Sprache und Wahrnehmung fragt.

Konrad von Würzburg: Das Herzmaere und andere Verserzählungen. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Hrsg. von Lydia Miklautsch. Stuttgart 2016 (Reclam Universal-Bibliothek 19381)