PULS
Foto: Matthias Friel
Von Beginn an umfasste das Osmanische Reich Gruppen unterschiedlichster religiöser und ethnischer Zugehörigkeit, die durch Eroberung und Migration in den Herrschaftsbereich des Imperiums gelangten. Den Sultanen konnte es kaum gelingen, die Differenzen zwischen den verschiedenen Gruppen einzuebnen und somit eine Gleichheit zwischen ihren Untertanen herzustellen. Stattdessen anerkannte man die Existenz einzelner Gemeinschaften und gestand ihnen mehr oder weniger weitreichende Autonomierechte zu. Im Seminar wollen wir die Situation der jüdischen Bevölkerung als ein Element des osmanischen ,Mosaiks‘ näher betrachten: Wie gestalteten Juden ihre Freiräume? Wo waren den jüdischen Gemeinden – aus unterschiedlichen Gründen – Grenzen gesetzt?
Konzipiert ist die Veranstaltung als Forschungsseminar, in dem wir gemeinsam Einblick in verschiedene Phasen jüdischen Lebens im Osmanischen Reich nehmen: in die Frühzeit des 15. und 16. Jahrhunderts mit der Ankunft Tausender jüdischer Flüchtlinge aus Spanien, aber auch aus Mitteleuropa; in das 17. Jahrhundert, das als Zeit der Krise ebenso wie der Herausbildung eines spezifisch osmanischen Judentums gilt; in das 18. Jahrhundert mit seinen Veränderungen traditioneller Lebenswelten. Im Mittelpunkt werden jüdische Erfahrungen und Überlieferungen stehen. Vergleichende Seitenblicke sollen auf armenische und griechische Gemeinden geworfen werden. Von Studierenden wird die Bereitschaft erwartet, sich auf der Grundlage vornehmlich englischsprachiger Literatur in einen neuen Forschungsbereich einzuarbeiten und – mit Unterstützung der Dozentin – auch selbständig Quellen und Literatur zu recherchieren. Geboten wird die Chance, entsprechend eigenen Interessen das Seminar aktiv mitzugestalten und einen wichtigen Teil der jüdischen Geschichte kennenzulernen, der in der Forschung häufig vernachlässigt worden ist.
Quellen und Literatur der ersten Seminarsitzungen werden über Moodle zur Verfügung gestellt. In den späteren Sitzungen werden Referentinnen und Referenten in Absprache mit der Dozentin für die Auswahl der jeweils gemeinsamen Textgrundlagen verantwortlich sein. Dabei werden die Studierenden auch auf die Nutzung der Bestände der Berliner Bibliotheken angewiesen sein.
Als erster klassischer Einstieg: Benajmin Braude / Bernard Lewis (Hrsg.), Christians and Jews in the Ottoman Empire. The Functioning of a Plural Society, 2 Bde. New York 1982; Yaron Ben-Naeh, Jews in the Realm of the Sultans. Ottoman Jewish Society in the Seventeenth Century. (Texts and Studies in Medieval and Early Modern Judaism, Bd. 22.) Tübingen 2008.
Regelmäßige Teilnahme; Recherche, Lektüre und Erarbeitung von Texten. Referat.
Abhängig von der jeweiligen Studienordnung: Hausarbeit.
© Copyright HISHochschul-Informations-System eG