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Foto: Matthias Friel

Lebenskrisen als Philosophische Krisen? J. S. Mills erste und zweite Krise - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester SoSe 2018
Einrichtung Institut für Philosophie   Sprache deutsch
Weitere Links Kommentar
Belegungsfrist 03.04.2018 - 10.05.2018

Belegung über PULS
Gruppe 1:
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    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
Seminar Mo 12:00 bis 14:00 wöchentlich 09.04.2018 bis 16.07.2018  1.22.0.39    
Kommentar

Einer Auffassung zufolge muss Philosophie in der Etablierung allgemeiner Wahrheiten bestehen, die durch Argumente gestützt werden, die dem Ideal nach für vernünftige Leser*innen nachvollziehbar sind, ohne dabei auf je persönliche oder individuelle Erfahrungen zurückgreifen zu müssen.  Die Textform, die dieser Auffassung entspricht, ist die des philosophischen Aufsatzes.  Andere Textformen – z.B. Dialoge, Erzählungen, biographische Schilderungen – können dieser Ansicht nach höchstens didaktische Funktionen haben, weil die Gegenstände dieser Textformen – bestimmte Gespräche, bestimmte Erlebnisse oder biographische Ereignisse – nicht die notwendige Allgemeinheit haben.

Die Autobiographie von John Stuart Mill kann dieser Auffassung zufolge kein für das Verständnis seiner philosophischen Gedanken wichtiges Buch im eigentlichen Sinne sein.  Und auf der anderen Ebene kann die philosophische Relevanz von Krisen, wie diejenige, der Mill dort ein ganzes Kapitel widmet, höchstens darin bestehen, dass sie der zufällige Auslöser für philosophische Gedanken war, deren Wesen und deren philosophischer Mehrwert sich unabhängig von dieser Entstehungsgeschichte erarbeiten lassen müsste.  Es spricht auch vieles für diese verbreitete Auffassung – auch, wenn sie hier skizzenhaft und unqualifiziert vorgertagen wurde:  Tatsächlich scheinen wir nicht einfach daraus, dass Mill eine bestimmte Phase seines Lebens so-und-so erlebt hat, schließen zu können, dass das-und-das eine anthropologische Konstante ist.  Mill würde dies nicht bestreiten.

Und trotzdem schreibt er über Bentham, dass dieser unter anderem deshalb kein guter Philosoph sei, weil er keine Krisen durchlebt habe:

"Der ruhige und gleichmäßige Gang seines Lebens und seine geistige Gesundheit hatten beide darauf hingewirkt, ihn von vielen Quellen äußerer und innerer Erfahrung ganz abzuschließen.  Er lernte nie Glück oder Unglück, Leidenschaft oder Übersättigung kennen; er hatte selbst die Erfahrungen nicht, die Krankheit gibt, da er von seiner Kinderzeit bis zu seinem fünfundachtzigsten Jahre in jugendlicher Gesundheit lebte; er kannte keine Verstimmung und keine Schwermuth; er empfand das Leben nie als Plage und drückende Last; er blieb ein Knabe bis zu seinem letzten Athemzug." ("Bentham" in John Stuart Mill's Gesammelte Werke. Band 10. Hrsg. Th. Gomperz, Leipzig 1874. S. 156)

Im Seminar werden wir uns mit Mills Krisen beschäftigen.  Dazu werden wir natürlich die entsprechenden Teile seiner Autobiographie lesen und die Aufsätze diskutieren, die die Veränderung in seinem Denken am deutlichsten machen.  Dies wird durch die Lektüre von Sekundärliteratur ergänzt. Zur Abgrenzung werden wir außerdem auch Texte von Jeremy Bentham lesen, dessen Lehre Mill nach eigenen Angaben in Kindheit und Jugend maßgeblich beeinflusst hat. Zum einen werden wir so versuchen, den philosophischen Lernprozess, den Mill meint, in seiner Krise durchlaufen zu haben, nachzuvollziehen und zu diskutieren.  Zum anderen werden wir die oben angesprochene Frage diskutieren, welche philosophische Funktion Mills Krise hatte: Inwiefern sie als mehr aufgefasst werden kann, als lediglich der zufälliger Auslöser für einen philosophischen Sinneswandel.

Leistungsnachweis

Die Prüfungsnebenleistung besteht darin, zu mindestens neun der 14 ausstehenden Sitzungen vorbereitende Fragen zu der entsprechenden Lektüre zu beantworten.  Für Studierende, die an speziellen Themen interessiert sind, gibt es die Möglichkeit, jeweils zwei der Vorbereitungsfragen durch eine Kurzpräsentation oder etwas Vergleichbares zu ersetzen.


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2018 , Aktuelles Semester: SoSe 2024