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Foto: Matthias Friel
2014 wird in Spanien ein Gesetz erlassen, das den Nachkommen aller Juden, die zwischen 1492 und 1498 aus Kastilien, Aragonien und Navarra vertrieben wurden, den Erwerb der spanischen Staatsbürgerschaft ermöglicht. Mit dem Gesetz bekennt sich Spanien zu seiner „historischen Schuld“ (Alberto Ruiz Gallardon) und setzt einen Schlussstrich unter mehr als 200 Jahre Debatten, in denen über das Rückkehrrecht, die Zugehörigkeit der Sefarden zur „spanischen Existenz“ (Hispanidad) und umgekehrt auf sefardischer Seite über die Bedeutung des verloren gegangenen spanischen Erbes für die jüdische Gegenwart des 19. bis 21. Jahrhunderts gestritten wurde. In dem Seminar verfolgen wir diese Debatten und ihre Konsequenzen für spanische Politik, Gesellschaft und Kultur von der ersten spanischen Verfassung von 1869, die Religionsfreiheit gewährt, über die Erste und Zweite Republik, den Spanischen Bürgerkrieg, die Franco-Diktatur und die Einrichtung der Demokratie bis in die Gegenwart. Dabei geht es neben der Diskussion historischer Entwicklungen immer auch um unterschiedliche Formen von Erinnerung und Erinnerungspolitiken, die wir sowohl auf christlicher als auch auf jüdischer Seite thematisieren.
Aronsfeld, Caesar C., The Ghosts of 1492. Jewish Aspects of the Struggle for Religious Freedom in Spain, 1848-1976, New York 1979.
Flesler, Daniela, Tabea Alexa Linhard und Adrián Pérez Melgosa (Hg.), Revisiting Jewish Spain in the Modern Era, London 2013.
González, Isidro, Los judíos y España después de la expulsión, Córdoba 2014.
Lustiger, Arno, Schalom Libertad! Juden im spanischen Bürgerkrieg, Frankfurt a.M. 1989.
Menny, Anna, Spanien und Sepharad. Über den offiziellen Umgang mit dem Judentum im Franquismus und in der Demokratie, Göttingen 2013.
Rehrmann, Norbert, Das schwierige Erbe von Sefarad. Juden und Mauren in der spanischen Literatur. Von der Romantik bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, Frankfurt a.M. 2002.
Rother, Bernd, Spanien und der Holocaust, Tübingen 2001.
Weitere Literatur wird in der Veranstaltung bekannt gegeben.
Die Veranstaltung findet gemeinsam mit Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum und Studierenden des Zentrums für Antisemitismusforschung (ZfA) an der TU Berlin statt.
Adresse: Telefunken Hochhaus, Ernst Reuter Platz 7, 10587 Berlin, Raum TEL 813.
WICHTIG: Wegen der Vorlesungszeiten in Berlin beginnt die Veranstaltung erst am 20.04.2018!
Passive Englischkenntnisse werden vorausgesetzt. Spanischkenntnisse sind willkommen, aber nicht zwangsläufig nötig.
Kriterien für den erfolgreichen Besuch der Veranstaltung sind für Potsdamer Studierende eine regelmäßige aktive Beteiligung, die Vorbereitung kurzer Diskussionsbeiträge und deren Verschriftlichung während des Semesters.
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