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Foto: Matthias Friel
Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".Der im Mai dieses Jahres verstorbene Begründer der Paratext-Theorie, der Literaturwissenschaftler Gérard Genette (1930-2018), versteht unter Paratext (griech. „para” = „neben” lat. „textus” = Gewebe, Geflecht”) ein Ensemble von Nebentexten, das als "Beiwerk des Buches" (1987/89) einen Haupttext flankiert. Zu diesem Beiwerk zählen Titel und Autorname ebenso wie Vor- und Nachworte, Widmungen, Motti oder Klappentexte, aber auch Rezensionen, Interviews und Tagebuchaufzeichnungen. Genette hat diese Nebentexte auf ihre historisch gewandelten Funktionen durchsichtig gemacht und ihre grundlegenden Potenzen für die literaturwissenschaftliche Analyse offengelegt. Uns steht damit ein faszinierendes, weitreichendes und produktives Instrumentarium zur Verfügung, das zur Problematisierung ebenso einlädt wie zur Übertragung in andere Künste. Ausgehend von der Theorie des Paratextes erarbeiten wir uns seine wesentliche Elemente und prüfen ihre Operationalisierbarkeit für die Interpretation der Haupttexte, denen sie unterstehen. Dabei fragen wir nach Beginn und Ende von Buch und Text (Wo beginnt und endet ein Roman eigentlich?), den Verfassern (wer und wieviele?) der 'Nebentexte' und ihren Funktionen. Inwiefern und unter welchen Bedingungen steuern sie den ‚eigentlichen‘ Text? Die im Seminar behandelten Nebentexte tangieren Beispiele aus Lyrik und Prosa vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
Gérard Genette: Paratexte. Das Buch vom Beiwerk des Buches. Mit einem Vorwort von Harald Weinrich. Aus dem Französischen von Dieter Hornig. Frankfurt/New York: Campus Verlag 1992
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