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Foto: Matthias Friel
Das Seminar fokussiert auf Michel Tournier (geboren 1924) als Geschichtenerzähler und versteht sich als Einführung in seine bekanntesten Novellen und Märchenerzählungen, von denen einige heute zur Schullektüre gehören und auch als Kinderbücher erschienen sind.
Anhand einer Auswahl von Erzählungen soll ein Einblick in Tourniers Poetik, seinen art du conte, gewonnen werden, der zugleich ein Einblick in das spezifische écriture-Konzept dieses Autors ist. Tournier – von Haus aus Philosoph – löst in origineller Weise die Forderung der Philosophen seiner Generation nach der Aufhebung der Grenzen zwischen Philosophie und Fiktion ein.
Wir beginnen mit der Analyse von La fugue du petit Poucet, anhand derer wir neben Tourniers Rezeption von Goethes Erlkönig sein ökokritisches Bild der Banlieue von Paris erörtern. Einen Schwerpunkt bildet die Lektüre der Geschichten aus Le Médianoche amoureux (1989) (Das Liebesmahl). Die Interpretation von Barbedor (aus dem Roman Gaspard, Melchior et Balthazar 1980) schließlich eröffnet u.a. Perspektiven zu den Fragen Liebe, Macht, Frieden und Unsterblichkeit im Spannungsfeld zwischen biblischen Geschichten und aktuellen existentiellen und ethischen Bedürfnissen der Menschen unserer Zeit.
Es sind auch Teilnehmer/innen mit geringen bzw. keinen Französischkenntnissen willkommen. Sie können die Texte auf deutsch lesen.
Folgende Texte, insbesondere aus den Sammlungen Le Coq de bruyère (1978) und Le Médianoche amoureux (1989), werden behandelt:
- La fugue du petit Poucet
- Amandine ou les deux jardins
- Pierrot ou les secrets de la nuit
- Que ma joie demeure
- Barbedor
- Les suaires de Véronique
- La jeune fille et la mort
- Les amants taciturnes
- Pyrotechnie ou la commémoration
- Les deux banquets ou la commémoration
- Angus
- Lucie ou la femme sans ombre
- La couleuvrine
Hinzugezogen werden theoretische Texte Tourniers aus den Sammlungen
- Le vent Paraclet (1977)
- Le vol du Vampire (1981)
Zur Anschaffung empfohlene Texte:
- Le Coq de bruyère. Gallimard (Folio).
- Le Médianoche amoureux. Gallimard.
- Barbedor. Gallimard (Folio cadet).
- La couleuvrine. Gallimard Jeunesse.
Literatur (zum Einlesen):
- Cornelia Klettke: „La musique dans l’esthétique de la mythécriture de Michel Tournier: une musique textuelle de la séduction“, in: L. Korthals Altes (Hrsg.), Sondernummer Michel Tournier, Revue des Sciences Humaines, Nr. 232 (1993-4), pp. 47-66.
- Dies.: „Die mythécriture als commémoration: Von der Wiederholung des Gedächtnisses zur Wiederholung des Todes in Le Médianoche amoureux. Zum Tournier der 80er Jahre“, in: W. Asholt (Hrsg.), Intertextualität und Subversivität. Studien zur Romanliteratur der 80er Jahre in Frankreich. Heidelberg 1994, pp. 137-148.
- Dies.: „L’art du conte de Michel Tournier: le jeu de l’auto-célébration pseudo-sacrale“, in: C. Klettke (Hrsg.), Heft Michel Tournier. Öuvres & Critiques, XXIII, 2 (1998), pp. 131-151.
- Dies.: „Les simagrées de Tournier dans La Couleuvrine: La mise en scène de procédés textuels abstraits au moyen d’images et d’objets concrets“, in: Tournier. Textes rassemblés par Jacques Poirier. Dijon: L’Echelle de Jacob (Collection La Toison d’Or), 2005, pp. 85-94.
Das Masterseminar findet digital statt. Der Seminarplan wird zu Semesterbeginn bereitgestellt, die Arbeitsaufgaben für die Studierenden in Form von Lektüre und Anweisungen zur Textarbeit erfolgen sukzessive. Die jeweiligen Angaben können Sie in Moodle abrufen. Die Seminarunterlagen werden regelmäßig zum Tag der Sitzung eingestellt. Benutzername und Password für den Download erhalten Sie in einer Rundmail an alle Seminarteilnehmer*innen nach Ihrer Anmeldung für das Masterseminar.
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