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Foto: Matthias Friel
Musikland Brandenburg Regionalforschung und ExkursionenWintersemester 2021/2022, Forschungsseminar29.10.2021 bis 18.02.2022, in Präsenz, ggf. online In einer Zeit der Globalisierung und Digitalisierung scheint die Frage nach dem Eigenen und dessen Verortung wichtiger geworden zu sein. Identifikation mit einer Region wird zum wachsenden Bedürfnis. Regionale Identität wird verstanden als Haltung, als Kommunikationsbasis. Sie ermöglicht fundierte vergleichende Betrachtungen und musikgeschichtliche Einordnungen. Dabei erweisen sich gerade vergessene regionale Musikereignisse als richtungsweisend und schließen musikgeschichtliche Forschungslücken. Fragestellungen lauten u.a.: Welche Identitätsmerkmale zeichnen das Musikland Brandenburg aus? Welche Musiker sind aus Brandenburg hervorgegangen? Welche musikalischen Ansätze lösten Wirkungsketten in ihrer Zeit aus? Wie wird die UNESCO-Konvention zum Schutz und zur Pflege der Kulturellen Vielfalt umgesetzt hinsichtlich des musikalischen Erbes, heutiger aktueller Ausdrucksformen und fremder Musikkulturen im eigenen Land?Die Lehrveranstaltungen behandeln ausgewählte Kompositionen und Ereignisse der Musikgeschichte Brandenburgs unter Berücksichtigung heutiger Fragestellungen.Die Auswahl der vier Themenkomplexe folgt dem jeweils Neuen, den Veränderungen und Umbrüchen. Am konkreten Beispiel des Musiklandes Brandenburg werden musikgeschichtliche Zusammenhänge bis in die Gegenwart nachvollziehbar.
Themenkomplex I: Schlösser, Gärten und Hofkapellmusik - Friedrich II. als Musiker„Ich bin Komponist geworden und habe soeben mein zweites Konzert vollendet. Es ist ganz leidlich.“Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, Jugendbriefe 1728-1740 (BFW), hg. v. Volz, Gustav Berthold, Leipzig 1924, Brief vom 8. Dezember 1732, 118 Friedrich II bezeichnete die Musik als seine „Freundin“ - bei konzertanten Abendmusiken in Ruppin, Rheinsberg und Potsdam-Sanssouci, in der Berliner Königlichen Hofoper oder beim Flötenspiel nach dem Kanonendonner grausamer Schlachten. Friedrich umgab sich mit den vortrefflichsten Musikern seiner Zeit – allen voran Johann Joachim Quantz, Franz Benda, Carl Heinrich und Johann Gottlieb Graun, in Potsdam kam Carl Philipp Emanuel Bach hinzu. Der König besetzte seine Opernaufführungen mit den berühmtesten Primadonnen und Kastraten. Er ließ Theater und Konzertzimmer für sich und den Nachruhm bauen. Dabei geriet die Musik in eine stilistische Umbruchphase – aus der Abkehr vom Barock entstand die Vorklassik, eine Fibel der Wiener Klassiker. Zerrissen zwischen Pflicht und Kür, Krieg und Kunst, zwischen Willkürherrschaft und Adagio-Melodien komponierte der preußische König Friedrich II. 4 Flöten-Konzerte, 3 Sinfonien, etwa 100 Solfeggien und 121 Flötensonaten. Aber auch 42 Flöten-Solfeggien von heutigen Komponisten als Hommage an den Musiker Friedrich entstanden 2012. 29.10.2021 Einführung: Regionalgeschichtliche Forschung und musikhistorische Einordnung am Beispiel eines musizierenden Königs 05.11.2121 Vorklassik – Charakteristika einer musikalischen Epoche Von Wegbereitern und Kleinmeistern zur „Berliner Schule“12.11.2021 Exkursion: Die Musikzimmer von Friedrich II. im Schloss Sanssouci, im Neuen Palais und im Stadtschloss Potsdam Beginn 10 Uhr am Schloss Sanssouci19.11.2021 „Der große Bach“ - Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788)26.11.2021 Conclusio: Forschungsthemen, Vergleiche, Weiterentwicklung Aufgaben: Flötenlehrer Johann Joachim Quantz / Lehrwerke der Aufklärung / Versuch einer Anweisung die Flöte traversière zu spielen / Versuch über die wahre Art das Klavier zu spielen / Briefwechsel Voltaire – Friedrich II. / Briefwechsel Wilhelmine von Baireuth – Friedrich II. / Gebrüder Graun / Bendas Geigenschule / Kontraviolonist Janitsch / Starkult an der Hofoper Berlin / Dresdner Hofkapelle / Mannheimer Hofkapelle u.a.*****Themenkomplex II: Regionalforschung in Brandenburg – Authentische Orte„Verschiedene Perspektiven finden sich ja heute dicht beieinander: Entwicklung ist stets ineinander verzahnt, es gibt kein fertiges Endprodukt, dafür stets Überlagerungen, fließend.“Paul-Heinz Dittrich, Ich liebe Oper gar nicht, in: Musik für die Oper? Mit Komponisten im Gespräch., hg. v. Gert Belkius und Ulrike Liedtke, Berlin 1990, S.5803.12.2021 Brandenburg an der Havel: Joachim Wagner (1690-1749) und seine barocke Orgel im Dom zu Brandenburg10.12.2021 Exkursion: Besichtigung und Orgelführung im Brandenburger Dom17.12.2021 Wittenberg: Martin Luther (1483-1546) und seine Choräle Musik der Renaissance – Besetzung, Instrumentarium, Klangideal07.01.2022 Rheinsberg: Johann Abraham Peter Schulz (1747-1800) - Lieder im Volkston, bey dem Claviere zu singen (1790) 14.01.2022 Berlin: Albert Lortzing (1801-1851), Spieloper21.01.2022 Neuruppin: Ferdinand Möhring (1815-1887) als Komponist, Kantor, Chorleiter, Musikpädagoge und Begründer des Deutschen Sängerbundes28.01.2022 Zeuthen: Paul Dessau (1894-1979) / Paul-Heinz Dittrich (1930-2020) / Georg Katzer (1935-2019): Individuelle Klangbilder der Neuen MusikAufgaben: Historische Einordnung: Die Mark Brandenburg (1157–1815) / Gräfenhainichen: Paul Gerhardt / Orgelbaufirmen in Brandenburg / Albert Hollenbachs Dorf-Orgeln / Silbermann-Orgeln in Großkmehlen und Lebusa / Historische Aufführungspraxis / Zeltersche Singakademie Berlin / Genre Spieloper / Analyse einer Opernszene bei Lortzing / Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin / Giacomo Meyerbeer aus Tasdorf in Berlin / Analyse eines Kompositionsabschnitts bei Dessau oder Dittrich oder Katzer / Klangideale / Lehrer-Schüler-Verhältnisse u.a.*****Themenkomplex III: Musikfeste in BrandenburgKulturfeste im Land Brandenburg e.V. ist ein 1994 gegründeter gemeinnütziger Verein, der seinen Sitz in Potsdam hat und als Dachverband seiner über 70 Mitglieder agiert, und darüber hinaus selbst als Kulturveranstalter auftritt. Zu den Mitgliedern des Dachverbands gehören Vereine, Kommunen, kommunale Einrichtungen, Stiftungen und privatwirtschaftliche Unternehmungen, die in den Bereichen Theater, Musik, Literatur, Film und bildende Kunst im gesamten Land Brandenburg tätig sind. Der Schwerpunkt der Lehrveranstaltungen liegt auf den Festivals der Neuen Musik, hier insbesondere die „Randspiele“ in Zepernick, am nördlichen Rand von Berlin. Wie entsteht das Festivalkonzept? Was ist der gerade aktuelle Klang-Material-Stand? Braucht ein Festival eine eigene Klangästhetik? Funktioniert neue Musik heute multimedial? Welche Stücke werden gerade für das Festival komponiert? 04.02.2022 Musikwissenschaftliche Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung eines Festivals Neuer Musik auf aktuellem Materialstand11.02.2022 Exkursion: Gespräch mit dem Komponisten Helmut Zapf (*1956), Künstlerischer Leiter der „Randspiele Zepernick“ Aufgaben:Musikland Brandenburg – wesentliche Institutionen / Landesmusikrat Brandenburg / Kooperationen Brandenburg und Berlin / Braucht Brandenburg eine eigene Musikhochschule? u.a.******Stand: 15.09.2021Ä n d e r u n g e n i m S e m i n a r a b l a u f v o r b e h a l t e n
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