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Foto: Matthias Friel
Die Wirtschaft im Mittelalter und besonders im Frühmittelalter galt lange als rückständig. Das Frühmittelalter wurde in älteren Arbeiten oft als vom Zusammenbruch des römischen Reichs belastete ländliche Gesellschaft dargestellt. Mitglieder dieser Gesellschaft hätten nur so viel produziert, wie sie auch selbst verbrauchten, und Herrscher wirtschaftliche Möglichkeiten beschnitten. An diesem auch in populären Medien verbreiteten Bild herrscht mittlerweile großer Zweifel in der Forschung. Im Seminar werden wir ein differenzierteres Bild frühmittelalterlichen Wirtschaftens erarbeiten. Es existierte auch im Frühmittelalter eine wirtschaftliche Produktion, die sich nicht nur auf das „Überlebensprinzip“ zurückführen ließ. Wir werden uns mit frühmittelalterlicher Herrschaft und ihrem Einfluss auf die Wirtschaft beschäftigen. Wirtschaftliche Strukturen sind stark mit gesellschaftlichen Entwicklungen verbunden. Gesellschaftliche Ungleichheit beeinflusst, wer wie produzieren und arbeiten konnte und musste. Daher werden wir uns auch der Frage nach der Unfreiheit von Menschen zuwenden. Neben sozialen Kriterien spielte das Geschlecht für Besitz und Erbe eine Rolle.
Ziel des Seminars ist es, die verschiedenen Facetten der Wirtschaft und Gesellschaft des Frühmittelalters zu beleuchten. Anhand des Themas sollen wichtige Methoden der mittelalterlichen Geschichte und Quelleninterpretation eingeübt werden. Die Studierenden lernen verschiedene Quellengattungen wie Urkunden und Geschichtsschreibung kennen. Insgesamt sollen sie grundlegende Erkenntnisse zum Frühmittelalter gewinnen.
Thomas Ertl: Bauern und Banker. Wirtschaft im Mittelalter, Darmstadt 2021.
Thomas Kohl/Steffen Patzold/Bernhard Zeller (Hrsg.): Kleine Welten. Ländliche Gesellschaften im Karolingerreich (Vorträge und Forschungen 87), Ostfildern 2019.
Klausur, 90 Minuten
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