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Foto: Matthias Friel
Das menschliche Leiden in allen seinen Facetten, Bedingungen, Begründungen und Erklärungen ist ein unerschöpfliches und unergründliches Lebensthema, das im Buch Hiob in großer Vielfalt und Dichte zusammen mit den Fragen um die Gerechtigkeit Gottes reflektiert wird. Im Seminar werden das Buch Hiob und vor allem der konkrete Fall Hiob im Einzelnen analysiert. Um die paradigmatische Existenz Hiobs zu verstehen, wird einerseits das Buch Hiob mit seiner Stellung im Kanon, seiner Komposition und seinem Gedankengang thematisiert und andererseits werden die Traditionen des antiken Israel und des frühen Judentums erarbeitet, die mit äußerst differenzierten Antworten aus kultischem, weisheitlichen und und rechtlichem Hintergrund das Buch geprägt haben. Zu den vorausgesetzten und begleitenden Traditionen sind aus der Umwelt Israels Texte heranzuziehen, die zum Verständnis der Theodizeefrage beitragen können: die sog. 'babylonische Theodizee', der sog. 'sumerische Hiob', ägyptische Weisheitslehren und griechische Tragödien, Werke, die alle in ein Gespräch mit den Theologien im Hiobbuch gebracht werden können. Ais der ungemein reichen Rezeptionsgeschichte sollen vor allem jüdische Stimmen zu Gehör gebracht, aber auch Werke der Kunstgeschichte beachtet werden.
Zur Einführung sehr geeignet ist: M. Witte, Hiob/Hiobbuch, in: Wissenschaftliches Bibellexikon (WiBiLex, online). Aus der unerschöpflichen Literatur seien nur genannt: J. Ebach, Streiten mit Gott, Hiob I-II, 1996; M. Oeming/K. Schmid, Hiobs Weg. Stationen von Menschen im Leid, 2001; K. Wolff, Hiob 1943. Ein Requiem für das Warschauer Ghetto, 2. Aufl. 1984; G. Oberhänsli-Widmer, Hiob in jüdischer Antike und Moderne. Die Wirkungsgeschichte Hiobs in der jüdischen Literatur, 2002; der neueste Kommentar: M. Witte, Das Buch Hiob (ATD 13), 2021. Weitere Literatur wird im Seminar genannt.
Referat (30-45 min.) bzw. Essay oder Seminararbeit (20.000 Zeichen).
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