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Foto: Matthias Friel
Am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert finden sich in literarischen und kulturellen Diskursen eine Vielzahl an Bilanzierungsversuchen – und zugleich ein hohes Maß an Nachdenken über die Zukunft. Im fin de siècle wird nicht nur intensiv über das Jahrhundertende, sondern auch über die anstehende Jahrhundertwende nachgedacht. Offensichtlich ist das in Genres wie Utopie und Dystopie oder in der Science Fiction, die gegenwärtige Reflexionen über kulturelle, technische oder wissenschaftliche Zukunftsentwürfe extrapolieren. Aber auch in Texten, die eine mögliche Zukunft prophezeien, programmatisch entwerfen und insgesamt Zukunft mit einem Gestaltungs- oder Bewältigungsanspruch begegnen, ist ein Anspruch von deutlichem Veränderungs- und Gestaltungswillen der Zukunft erkennbar. Varianten solcher gestaltender Zukunftsreflexion in der literarischen Moderne werden im Seminar in Blick genommen, wobei der Schwerpunkt auf der Zeit der literarischen Moderne seit 1918/19 liegt. Moderne-Strömungen und Avantgarde-Bewegungen wie Naturalismus, fin de siècle, Ästhetizismus und Dadaismus werden behandelt, im Vordergrund stehen aber Expressionismus, Neue Sachlichkeit, der Literatur der Weimarer Republik und vor allem der sog. Klassischen Moderne. Eine ideale Einführung in die wichtigsten Texte wäre die Lektüre von Alfred Döblins "Berlin Alexanderplatz" und des ersten Teils von Thomas Manns "Der Zauberberg", die wir im Seminar neben anderen Texten zumindest ausschnitthaft besprechen werden.
LiteraturhinweiseAsholt, Wolfgang; Fähnders, Walter (Hg.): Manifeste und Proklamationen der europäischen Avantgarde (1909–1938). Sonderausgabe. Stuttgart 2005.Bühler, Benjamin; Willer, Stefan (Hg.): Futurologien. Ordnungen des Zukunftswissens. Paderborn 2016.Kiesel, Helmuth: Geschichte der literarischen Moderne. Sprache, Ästhetik, Dichtung im zwanzigsten Jahrhundert. München 2004.Kiesel, Helmuth: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1918 bis 1933. München 2017. Lampart, Fabian; Moser, Natalie (Hg.): Zukunft – Zukunftswissen – Zukunftsästhetik. Reflexionen des Kommenden in der Literatur des 19. Jahrhunderts. Baden-Baden 2024.Meierhofer, Christian; Wörner, Jens (Hg.): Materialschlachten. Der Erste Weltkrieg und seine Darstellungsressourcen in Literatur, Publizistik und populären Medien 1899–1929. Göttingen 2015.Spörl, Uwe: Art. Manifest. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Bd. 2. Hg. von Harald Fricke u.a. Berlin, New York 2003, S. 535–537.Sprengel, Peter: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1870–1900. Von der Reichsgründung bis zur Jahrhundertwende. München: Beck 1998.Sprengel, Peter: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900–1918. Von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. München: Beck 2004.
Studienordnungen 2020:
2 LP (unbenotet): Sitzungsmoderation mit Thesenpapier (MA LA 2020)
3 LP (unbenotet): Sitzungsmoderation mit Thesenpapier oder Beteiligung an einzelnen Sitzungsvorbereitungen (MA LA 2020 – nur: Sek. II)
4 LP: Sitzungsmoderation mit Thesenpapier + mittlere Hausarbeit (12–15 S.) oder Prüfungsgespräch (LV) (MA LA 2020)
5 LP (unbenotet): Sitzungsmoderation mit Thesenpapier (MA GER 2020)
3 LP/Modulprüfung: mittlere Hausarbeit (10–15 S.) (K) (MA LA 2020 – nur: Sek. II)
5 LP/Modulprüfung: große Hausarbeit (15–20 S.) (K) (MA GER 2020)
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