PULS
Foto: Matthias Friel
Die Deutung insbesondere der jüngeren Vergangenheit spielt in den Gegenwartskulturen Osteuropas bei politischen wie auch bei gesellschaftlichen Auseinandersetzungen eine zentrale Rolle. Insbesondere die Bewertung des Gulags und des Zweiten Weltkriegs, aber auch der Umgang mit der jahrzehntelang verschwiegenen jüdischen Geschichte und dem Holocaust sorgen im Zuge der Wieder- oder Neugewinnung nationalstaatlicher Souveränität für teils heftige Kontroversen. Nicht nur in Russland stehen auf den ersten Blick widersprüchliche Entwicklungen wie eine neue Kultur des Trauerns (die „Mauer der Trauer“ in Moskau für die Opfer der politischen Repression oder die Gedenkmärsche des „Unsterblichen Regiments“) und ein heroischer Siegeskult um den „Großen Vaterländischen Krieg“ nebeneinander. Auch in der Ukraine sorgt die Geschichtspolitik gerade angesichts des kriegerischen Konflikts mit Russland im Osten des Landes für anhaltende Verstörungen.
Diese Phänomene nimmt das Seminar zum Ausgangspunkt, um in systematischer und vergleichender Perspektive danach zu fragen, welche Rolle literarischen und filmischen, aber auch musealen und digitalen Repräsentationsformen in diesem Zusammenhang zukommt. Diese werden mit Hilfe zentraler Forschungsansätze zu Erinnerungskultur und Gedächtnisforschung (Halbwachs, Assmann, Nora, Hirsch, Oushakine u.a.) anhand von ausgewählten Beispielen aus der russischen, aber auch aus der ukrainischen und polnischen Gegenwartskultur analysiert.
© Copyright HISHochschul-Informations-System eG