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Foto: Matthias Friel

Fortschrittsskepsis bei jüdischen Intellektuellen der Moderne - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester SoSe 2021
Einrichtung Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft   Sprache deutsch
Weitere Links Kommentar
Belegungsfristen 06.04.2021 - 10.05.2021

Belegung über PULS
06.04.2021 - 10.05.2021

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Gruppe 1:
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Seminar Do 14:00 bis 16:00 wöchentlich 15.04.2021 bis 22.07.2021  Online.Veranstaltung Prof. Dr. Schulte  
Kommentar Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".

„Daß es ‚so weiter‘ geht, ist die Katastrophe“, formuliert Walter Benjamin 1937. Die fortschreitende Ausbeutung von Mensch und Natur in modernen Industriegesellschaften führt nicht etwa zum versprochenen Wohlstand für alle und zu einer Verbesserung der Lebensverhältnisse, sondern ins Unheil. Jeder Fortschritt läßt Zerstörungen zurück, Fortschrittsgläubigkeit ist eine Illusion politischer Ideologien von links über liberal bis rechtsaußen. Und Günther Anders beklagt 1956 die Apokalypse-Blindheit der Menschheit, die nicht begreift, dass die Menschen erstmals in der Geschichte sich selbst und den Planeten mit Mitteln des technischen Fortschritts und seiner Maschinenwelt zerstören können. Benjamins und Anders‘ Warnungen haben in Zeiten der Klimakatastrophe größte Aktualität. Aber diese beiden Philosophen sind nicht die ersten jüdischen Intellektuellen, die dem modernen Fortschrittsglauben skeptisch gegenüberstehen. Schon Mendelssohn hatte den moralischen Fortschrittsoptimismus von Lessing kritisiert, Heine die christliche Geschichtsphilosophie von Hegel. Das Grundmuster der modernen, fortschrittsorientierten Geschichtsphilosophie, in der mit weltgeschichtlicher Perspektive stets das Judentum vom Christentum ‚überwunden‘ wird, wird von Nachman Krochmal, Samuel Hirsch und Franz Rosenzweig in Frage gestellt. Karl Löwith analysiert die moderne Geschichtsphilosophie von Voltaire, Lessing Kant, Hegel und Marx als ebenso blindes wie illusionäres säkulares Erbe christlicher Geschichtstheologie Theodor Lessing sieht in der fortschrittsgläubigen Geschichtsauffassung eine „Sinngebung des Sinnlosen“, durch welche die Sinnlosigkeit und Zufälligkeit von Krieg, Unterdrückung, Gewalt und Tod nachträglich rationalisiert wird. Horkheimer und Adorno erinnern in der „Dialektik der Aufklärung“ daran, dass Aufklärung nicht einfach und unkritisch eine fortschrittliche, vernünftigere Epoche der Menschheitsgeschichte einläutete, sondern auf ihrer Schattenseite und mittels der Instrumentalisierung der Vernunft im Kapitalismus auch eine gewaltförmige Deformation, Unterdrückung und Ausbeutung von Körper und Natur mit sich bringt.
Das MA-Seminar wird Schlüsseltexte zur Fortschrittsskepsis der genannten Autoren studieren und kritisch analysieren. Die Texte werden auf Moodle zur Verfügung gestellt.
Literatur Reinhart Koselleck: Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt/M. 1979 Karl Löwith: Weltgeschichte und Heilsgeschehen. Die theologischen Voraussetzungen der Geschichtsphilosophie, Stuttgart 1953 Odo Marquard: Schwierigkeiten mit der Geschichtsphilosophie, Frankfurt/M. 1973 Christph Schulte: „Geschichtsphilosophie ist Heteronomiephilosophie”, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 38 (1990) Heft 9, S. 809-817.
Leistungsnachweis Regelmäßige und kontinuierliche Lektüre, Teilnahme und Mitwirkung bei den wöchentlichen Sitzungen über Zoom, Anlegen eines Arbeitstagebuchs.

Da voraussichtlich auch im SoSe 2021 keine Präsenz-Lehrveranstaltungen auf dem Campus stattfinden können, und weil wir auf diesem Weg auch KommilitonInnen, welche im Home Office arbeiten, Kinder betreuen, zu einer Risikogruppe gehören, leicht erkrankt oder in Quarantäne sind, die Teilnahme ermöglichen können, wurde dieses MA-Seminar als online-Lehrveranstaltung konzipiert und strukturiert.

Ich werde Ihnen im Wochenabstand die Quellentexte, teilweise auch die Fachliteratur per Email vorab in digitaler Kopie schicken. Sie müssen diese Texte, falls Sie sie nicht in einer Druckfassung haben, am besten ausdrucken, sie lesen und durcharbeiten. Dann legen Sie sich, falls Sie das nicht bereits tun, ein elektronisches Arbeitsjournal oder –Tagebuch an, indem sie kurz auf 1-3 Seiten den gelesenen Text zusammenfassen, seine Hauptthesen und –Argumente auflisten und Ihre persönlichen Eindrücke und Einwände notieren. Diese Auszüge aus Ihrem elektronischen Arbeitsjournal schicken Sie mir per Email bis zum Vortag der wöchentlichen Videokonferenz zu.

Einmal in der Woche zur Seminarzeit am Mi um 10:15 werden wir uns zu einer Videokonferenz über Zoom zusammenschalten und Ihre Auszüge und Eindrücke von den gelesenen Quellentexten vortragen, austauschen und diskutieren. Ich werde Ihnen jeweils am Vortag den link für das Zoom-Meeting per Email mitteilen.

Die generelle Leistungsanforderung in diesem MA-Seminar ist es, mir und den anderen Seminar-Teilnehmern wöchentlich einen Eintrag aus dem elektronischen Arbeitsjournal vorzulegen. Nach Absprache können auch Protokolle, schriftliche Referate Essays oder Modularbeiten zum Seminarthema angefertigt werden.

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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2021 , Aktuelles Semester: SoSe 2024