PULS
Foto: Matthias Friel
Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".Tutor: Joel Wardenga
"Schwerlich wird die Erziehung zum diskursiven Denken, selbst wenn wir noch soviel davon halten, je wirkungsmächtig genug sein, uns auf den Weg des Handelns zu führen, falls wir nicht gleichzeitig unsre Seele durch praktische Erfahrung ausbilden (...) Das ist der Grund, warum unter den Philosophen jene, die sich besonders auszuzeichnen gedachten, sich nicht damit begnügten, die Schläge des Schicksals in aller Gemächlichkeit zu Hause abzuwarten (...); vielmehr gingen sie ihnen entgegen" - Michel de Montaigne, Essais
Im philosophischen Seminar üben wir, philosophisch Gespräche zu führen. In diesem Tutorialseminar werden wir uns die grundlegenden Kompetenzen - das Präsentieren und Diskutieren philosophischer Gehalte - durch vielfältige Versuche erarbeiten und mit Hilfe der entstehenden Kontraste kritisch die Frage reflektieren: Was brauchen wir, damit Philosophieren in der Seminargruppe gelingt?
Normalerweise besprechen wir philosophische Texte im Seminarraum um einen Tisch versammelt. Mit Platon und Feyerabend werden wir anfänglich in diesem vertrauten Setting darüber nachdenken, was ein philosophisches Gespräch ist, was Erkenntnis ist und wie philosophische Kommunikation gelingt.
Weil uns im Gehen andere Gedanken kommen und wir anders miteinander reden, als wenn wir beispielsweise Sitzen, werden wir die Gespräche aber auch im Spazieren, Flanieren und Mäandern führen. Wir werden den Seminarraum schon in den ersten Sitzungen und im Verlaufe des Semesters immer wieder hinter uns lassen, um im Gehen miteinander zu philosophieren. Die Jahreszeit und der nahe gelegene Park Sanssouci bieten uns dafür Gelegenheit und v.a. einen schönen Ort für Spaziergänge, an den wir auch philosophiegeschichtlich anknüpfen können: Hier hat unter anderem das enfant terrible der Aufklärung La Mettrie gelebt und wir können seine, teilweise sogar an diesem Ort verfassten, Gedanken lesen.
Mit Ahmed werden wir uns dann mit einem queeren, phänomenologischen Text beschäftigen, indem es viel darum geht, wie wir uns in der Welt, aber auch im Philosophieren und im Studieren, orientieren können. Dabei gerät auch in den Blick, wie unser Umfeld und die Situation unser Denken und Sprechen beeinflussen. Wir werden dazu auch andere Medien besprechen (Filme, etc.). Denn durch Kontraste sieht man leichter.
Grundsätzlich werden also verschiedene Formen und Inhalte variiert, die uns helfen sollen, das Philosophieren zu üben und immer wieder Orientierung zu finden. Dabei wird es auch die Gelegenheit für Einzelne oder die Gruppe geben, eigene Inhalte und Formen einzelne Sitzungen des Semesters zu entwickeln. Am Schluss des Semesters werden wir, angelehnt an Platons Symposion, in festlichem Rahmen miteinander philosophieren.
Vorläufige Literaturliste:
- Ahmed, Sara: Orientations. Towards a Queer Phenomenology- Feyerabend, Paul K.: Platonische Phantasien, aus: Die Torheit der Philosophen. Dialoge über die Erkenntnis- La Mettrie, Julien Offray de: „Die Maschine Mensch“ bzw. „Der Mensch als Maschine“- Montaigne, Michel de: „Essais“- Platon, „Symposion“- Platon, „Theäthet“
Seminarplan:1. Sitzung: Einführung2. Sitzung: Über das Üben, Montaigne.3. Sitzung: Platons Theäthet I4. Sitzung: Platons Theäthet II5. Sitzung: Platonische Phantasien, Feyerabend.6. Sitzung: Zwischenreflexion, Möglichkeit für Präsentationen und Diskussionen7. Sitzung: Der Mensch als Maschine, La Mettrie I8. Sitzung: Der Mensch als Maschine, La Mettrie II9. Sitzung: Queer Phenomenology, Ahmed I – Orientierung10. Sitzung: Queer Phenomenology, Ahmed II – Orientierung und Phänomenologie11. Sitzung: Queer Phenomenology, Ahmed III – Desorientierung und Orientierung12. Sitzung: „Alles was kommt“, Hansen-Løve13. Sitzung: Platons Symposion I14. Sitzung: Platons Symposion II15. Sitzung: Abschluss in geselliger Reflexion
- Vorzugsweise: Präsentation eines Textes oder Halten einer philosophischen Rede- Protokoll bzw. Erfahrungsbericht in Form eines Essays oder Vortrags mit Verschriftlichung- Vorbereitung und Moderation eines Treffens- nach Absprache sind auch andere Formen denkbar
© Copyright HISHochschul-Informations-System eG