PULS
Foto: Matthias Friel
Was bedeutet ein diskriminierungskritischer (Kunst)Unterricht für mich? Was haben Inklusion, Intersektionalität und Diversität mit Haltung zu tun? Wie kann Kunstpädagogik für alle zugänglich sein? Was beinhalten Diskriminierungskritik und Inklusion im gegenwartsbezogenen (Kunst)Unterricht?
Anliegen
Die 2018 durchgeführte Studie „Max versus Murat” (Bonefeld/Dickhäuser, Mannheim) konnte zeigen, dass Schüler:innen of Color im Unterrichtsfach Deutsch von angehenden Lehrkräften (n=204) bei objektiv gleicher Leistung schlechter benotet wurden, als Mitschüler:innen mit vermeintlich deutschen Namen. An diesem Beispiel zeigt sich exemplarisch, wie stereotypes Wissen über das vermeintlich ‚Andere‘ und deren kulturelle Differenz rassistische Bewertungsmodi und Praktiken in pädagogischen Kontexten implizit fundieren und explizit prägen. Rassismus als eine Form von Diskriminierung schreibt sich also auf diese Weise in „Habitus, Körper und Handlungen” ein, so Sternfeld (vgl. Sternfeld 2014, S. 19). Demnach liegen exkludierende und abwertende Praktiken und Denkweisen langfristig erworbenen rassistischen Wissensbeständen zugrunde. Ein Verlernen (‘unlearning’, Spivak 1996, S. 4) von (Un)Wissen (Castro Varela 2017) ist ein Prozess, der durch alternative Wissensproduktion aktiviert wird.
Schule und Unterricht im Sinne Deweys (vgl. Oelkers 2011) werden als Orte radikaler Demokratie verstanden, wirken als dynamischer Organismus und Schauplatz des Unvorhersehbaren. Die damit verknüpften Diskurse und Aushandlungen prägen Lernprozesse und bedingen eine adäquate diskriminierungskritische, inklusive Kompetenzorientierung in der Lehrer:innenprofessionalisierung, entlang der Phasen der Lehrkräftebildung. Es gilt demnach die Streitbarkeit der Urteilsbildung kontinuierlich zu thematisieren, erworbene Muster zu reflektieren und eine Kultur der intersektionalen Achtsamkeit zu etablieren. Dies gilt eben nicht allein für die allgemeinpädagogische Ausbildung, sondern ist besonders für die Herausbildung einer kunstpädagogischen Haltung sowie für die Analyse fachdidaktischer Konzeptionen von Bedeutung. Somit sollte auch im Kunstunterricht eine Arena der Aushandlung von Unterschieden eröffnet werden, die fachliche Inhalte aus der Perspektive von Inklusion, Intersektionalität, Diversität und hegemonialer Wissensordnungen reflektiert.
All dies soll im Rahmen der Ringvorlesung ‚Sharing is Caring‘ im WS 2023/24 thematisiert und interdisziplinär diskutiert werden. Auf verschiedenen Ebenen können so fachwissenschaftliche, künstlerische und fachdidaktische Perspektiven eröffnet werden, die im Rahmen der kunstpädagogischen, kunstwissenschaftlichen und künstlerischen Lehren kollaborativ weiterentwickelt werden sollen. Zielstellung ist die Etablierung diskriminierungskritischer und diversitätssensibler Wissensbestände, um diese für die Herausbildung der eigenen gegenwartbezogenen und kritischen Haltung und Rolle als zukünftige (Kunst)Lehrer*innen produktiv zu machen.
Vorausgesetzt sei die Bereitschaft kontinuierlich und poraktiv an der Ringvorlesung "Sharing is Caring" teilzunehmen.
Im Seminar/Ringvorlesung soll ein proaktiver und forschend-fragender Austausch als vielstimmiges, interaktives Gespräch zwischen den Gäst*innen aus den Fachfeldern der Erziehungs- und Bildungswissenschaft, Kunst und Kuration, Theaterpädagogik, Soziologie und u.a. der Politik- bzw. Gesellschaftswissenschaften, den Dozent*innen und Studierenden entstehen. Sie sind angehalten im Laufe der Veranstaltung die Beiträge der Gäst*innen in Form eines (e)Visual Journal, (e)Künstler*innenbuches assoziativ, grafisch, multimedial, poetisch, inhaltlich und formal zu dokumentieren. Die Devise lautet: Wir sind in der Kunst und wollen Bilder sehen - Übersetzen Sie ihre Eindrücke, Gedanken bzw. Wissen in Bilder.
Die Journals werden erstmalig im Rahmen des Rundgangs 2024 (Jan./Feb.) kuratiert und präsentiert.
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