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Foto: Matthias Friel
Beginnend bei Johan Huizinga, der die spätmittelalterliche Stadtkultur der Niederlande als Herbst des Mittelalters bezeichnete und damit von der Aufbruchsstimmung europäischer Modernisierungen absetzte, wie sie sein Kollege Jacob Burckhardt anhand der italienischen Renaissance beschrieb, möchte die Vorlesung den Besonderheiten der niederländischen Stadtkulturen im Norden und Süden der low countries auf die Spur kommen. Dabei liegt der Fokus durchaus auf den nördlichen Niederlanden, denen man als calvinistischer Supermacht im goldenen Zeitalter des 17. Jahrhunderts gerne den Vorzug vor ihrem Gegenmodell, den katholischen südlichen Niederlanden, gab. Schwerpunkte der Vorlesung liegen auf den kulturellen Unterschieden zwischen den südlichen und den nördlichen Niederlanden, auf den Stadtentwicklungen Amsterdams, Antwerpens und Brüssels, dazu auf den Spätfolgen des calvinistischen Bildersturms, der die moderne bürgerliche Bildkultur der Sammlungen erst begründete. Das Interesse reicht aber auch bis zum heutigen Boom holländischer Architektur in Rotterdam und Amsterdam, dem Phänomen der Versäulung der Gesellschaft und damit den Problemen der lange als Muster des Liberalismus gepriesenen Gesellschaften, die derzeit (siehe die Wahl in den Niederlanden) die Folgen der Dekolonisierung zu spüren bekommen. Die Vorlesung dient nicht zuletzt der Vorbereitung einer Exkursion nach Amsterdam und Antwerpen im Juni.
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