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Foto: Matthias Friel
In einer sexistischen Welt bin ich sexistisch, oder anders formuliert: eine sexistische Welt ist sexistisch. Walter Benjamin schreibt in seinen Thesen Über den Begriff der Geschichte: »Das Bewußtsein, das Kontinuum der Geschichte aufzusprengen, ist den revolutionären Klassen im Augenblick ihrer Aktion eigentümlich.« (These XV) Die Revolution ist das Aufsprengen des Kontinuums, d.h. des Begründungs-, Rechtfertigungszusammenhangs, der Umstände. Simone de Beauvoir fragt in der Einleitung von Le Deuxième Sexe: »was ist eine Frau?« Diese Frage zu stellen, bedeutet nicht einen schon bekannten Gegenstand aus der Wirklichkeit auszuwählen und diesen dann noch einmal daraufhin zu betrachten, was er eigentlich sei, nachdem man ihn doch schon als solchen erkannt hat. Es bedeutet diesen Gegenstand so auszudehnen, dass man ihn als die ganze Wirklichkeit formend erkennt, ihn nicht als Punkt sondern als Kontinuum wahrzunehmen. In diesem Tutorium werden Auszüge aus Simone de Beauvoirs Grundlagenwerk Le Deuxième Sexe gelesen. Aufgabe ist, Sexismus nicht als punktuelles Phänomen, welches hier und dort angesprochen werden kann, zu verstehen, sondern als unsere alltägliche Weltsicht zu Bewusstsein zu bringen. Die Frage ist nicht, ob ich weiblich oder männlich bin, sondern wie ich mich in und zu diesen Kategorien verhalte. Literaturhinweise: Simone de Beauvoir. Das andere Geschlecht - Sitte und Sexus der Frau.
Simone de Beauvoir. Das andere Geschlecht - Sitte und Sexus der Frau. Rowohlt Taschenbuch
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