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Foto: Matthias Friel
Zunächst als Häretiker verfolgt, erstritt sich die kleine Minderheit der französischen Protestanten, die sogenannten Hugenotten, 1562 ein erstes Toleranzedikt vom katholischen Königtum. In den acht Religionskriegen, welche für 35 Jahre die Monarchie erschütterten und deren blutiger Höhepunkt die Bartholomäusnacht (1572) markierte, wurde ihre Situation je nach Machtposition durch Edikte günstiger oder weniger günstig geregelt. Erst König Heinrich IV., ein zum Katholizismus konvertierter ehemaliger Hugenottenführer – gelang es, mit dem Edikt von Nantes 1598, die Religionskriege zu beenden und eine staatliche Duldung zu garantieren. Diese zukunftsweisenden Politik der begrenzten Toleranz, insbesondere die Zusage von befestigten militärischen Sicherheitsplätzen, führte gewissermaßen zur Etablierung eines eigenen protestantischen ‚Staates im Staate’, der freilich langfristig den absolutistischen Bestrebungen König Ludwigs XIV. entgegenstand. Mit der Aufhebung des Toleranzediktes von Nantes (1685) setzte eine letzte scharfe Protestantenverfolgung in Frankreich ein, die zu Zwangsbekehrungen und Flucht der sogenannten „Réfugiés“ führte, auch nach Brandenburg-Preußen. Die in Frankreich verbliebenen Hugenotten bildeten bis zum Ausbruch der Revolution eine verfolgte Untergrundkirche. Wirklich gleichberechtigt wurden die französischen Protestanten erst durch die revolutionäre Verfassung von 1791 beziehungsweise die Kirchenpolitik Napoleons.
Barbara Dölemeyer, Die Hugenotten, Stuttgart 2006; Ulrich Niggemann, Hugenotten, Köln/Weimar/Wien 2011; Eberhard Gresch, Die Hugenotten. Geschichte, Glaube und Wirkung, 5. Aufl., Leipzig 2015; weitere Literatur wird im Seminar genannt.
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