PULS
Foto: Matthias Friel
„Überseezungen” heißt ein Buch von Yoko Tawada, einer deutsch-japanischen Gegenwartsautorin, die in beiden Sprachen schreibt und dabei spielerisch das Reisen, Denken und Schreiben zwischen den Sprachen zum Thema ihrer Essays und Erzählungen macht. Inspiriert von Tawadas spielerischem „Zungentanz” (so heißt auch eine Kurzerzählung von ihr), lesen und besprechen wir in diesem Seminar Texte, die „zwischen” den Sprachen entstehen, d.h. in denen der gelebte Sprachkontakt bzw. Sprachwechsel latent wirkt oder auch explizit zum Thema gemacht wird. Wenn die Sprache(n) ‒ als Mehrsprachigkeit, Sprachinterferenz, Sprachdefizit oder aber Sprachschöpfung ‒ als Movens oder Thema des Schreibens wirken, dann finden kulturelle Übersetzungs- und Transferprozesse statt. Diese sind nicht nur in der gegenwärtigen Prosa von migrierten AutorInnen sichtbar, die diese Prozesse offen thematisieren (wie Yoko Tawada), sondern auch in älteren Texten, die „zwischen” den Sprachen entstehen ‒ sei es in einer multikulturellen/ multilingualen Umgebung, sei es durch Ort- und Sprachwechsel. Die Darstellung der Mehrsprachigkeit von ProtagonistInnen, das Changieren zwischen Herkunftsort und neuem Existenzraum, die durch unterschiedliche kulturelle und gesellschaftliche Regelsysteme gekennzeichnet sind, die Erfahrung von Fremdheit und Ausgrenzung sind wiederkehrende Topoi in der Literatur. In den Cultural Studies werden theoretische Ansätze zur Analyse dieser Prozesse diskutiert, die ihren Widerhall auch in literaturwissenschaftlichen Untersuchungen gefunden haben, wobei Fragen von Wissensübertragung, Kulturdifferenz bzw. Kulturkontakt sowie von Klasse, Ethnie und Gender wichtige Schwerpunkte bilden.
Im Seminar werden ausgewählte literarische Texte aus Mittel- und Osteuropa (deutsch-, polnisch- und russischsprachig sowie Hebräisch) vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart gemeinsam gelesen und vor dem Hintergrund theoretischer Konzepte zur Transkulturalität erörtert und diskutiert. Den Exkurs zur hebräischen Literatur im östlichen Europa ermöglicht uns die Literaturwissenschaftlerin und Komparatistin Dr. Natasha Gordinsky von der Universität Haifa, die als Gastdozentin einige Sitzungen mitgestalten wird.
Sowohl die hebräischen als auch die polnisch- und russischsprachigen Texte liegen in deutscher oder englischer Übersetzung vor und werden über Moodle bereitgestellt, ebenso wie die deutschsprachigen Texte und die Forschungsliteratur. Die Seminarsprache ist Deutsch.
Das Seminar findet online statt. Die wöchentlichen Sitzungen werden synchron über ZOOM abgehalten.
Achtung! Die Studierenden im Master OKS melden sich bitte ausnahmsweise zum Seminar über PULS an, damit wir Ihnen die zoom-Einladung zur ersten Sitzung am 5. November rechtzeitig zukommen lassen können. (Für die Leistungserbringung ist die PULS-Anmeldung nicht relevant.)
2 LP (unbenotet): 2 Thesenpapiere (zu einem literarischen bzw. theoretischen Text)3 LP (unbenotet): 3 Thesenpapiere (wie oben) oder ein Referat4 LP (unbenotet): 2 Thesenpapiere (wie oben) und ein Referat5 LP (unbenotet): 2 Thesenpapiere (wie oben) und ein Referat
3 LP (benotet): Hausarbeit oder Prüfungsgespräch4 LP (benotet): Hausarbeit5 LP (benotet): Hausarbeit
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