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Foto: Matthias Friel
Auf der Grundlage neuerer Erkenntnisse einer theologischen und historischen Anthropologie werden Grundeinsichten der Hebräischen Bibel zum Verständnis des Menschen, auch im Vergleich mit altorientalischen Vorstellungen, erarbeitet. Am Anfang soll die Frage diskutiert werden, ob ein 'konstellativer' Personenbegriff, der personale, soziale und umweltbezogene Dimensionen im Blick hat, tragfähig ist und welchen heuristischen Wert empirische Wissenschaften und Fragestellungen der Kulturanthropologie haben. Bei der Textarbeit stehen verschiedene Bereiche der Schrift im Vordergrund, besonders die beiden Schöpfungserzählungen, ausgewählte Psalmen sowie exemplarische Texte der Prophetie und der Weisheit. Damit kommen geschichtlich unterschiedliche Sichtweisen des Lebens zwischen Geburt und Tod zu ihrem Recht. Nicht zuletzt sollen auch archäologische Erkenntnisse zum Lebenszyklus zwischen Geburt und Tod zu Wort kommen und die Bedeutung der Körpersymbolik, die oft Texte dominiert, diskutiert werden. Die Ergebnisse werden auch eine Auseinandersetzung mit neuzeitlich-anthropologischen Vorstellungen fordern.
Die Literatur zur Anthropologie ist kaum noch zu überschauen. Einen knappen Forschungsbericht gibt u.a. Andreas Schüle, Anthropologie des Alten Testaments, in: Theologische Rundschau 76 (2011), 399-414. Grundlegend, wenn auch weitgehend überholt, war Ludwig Köhler, Der hebräische Mensch: eine Skizze, Darmstadt 1976. Eine entscheidende, bis heute diskutierte Neuausrichtung hat Hans Walter Wolff, Anthropologie des Alten Testaments, München 1973, Neudruck, hg. von Bernd Jannowski, Gütersloh 2010, vorgelegt. Für die jüdische Perspektive vor allem zu nennen ist Schalom Ben Chorin, Was ist der Mensch? Anthropologie des Judentums, Tübingen 1986. Aus der neueren unzähligen Literatur seien exemplarisch genannt: Bernd Janowski, Der Mensch im alten Israel: Grundfragen alttestamentlicher Anthropologie, in: ZThK 102, 2005, 143-175; ders., Anthropologie des Alten Testaments. Versuch einer Grundlegung, in: Anthropologische Aufbrüche: Alttestamentliche und interdisziplinäre Zugänge zur historischen Anthropologie, hg. von Andreas Wagner, FRLANT 232, Göttingen 2009, 13-41; ders./Kathrin Liess, Der Mensch im alten Israel: neue Forschungen zur alttestamentlichen Anthropologie, Herders biblische Studien 59, Freiburg u.a. 2009; Angelika Berlejung, Menschenbilder und Körperkonzepte im Alten Israel, in Ägypten und im Alten Orient, Tübingen 2012; Thomas Staubli/Silvia Schroer, Menschenbilder der Bibel, Ostfildern 2014; Jürgen van Oorschot/Andreas Wagner, Anthropologie(n) des Alten Testaments, Leipzig 2015; Bernd Janowski, Anthropologie des Alten Testaments: Grundlagen-Kontexte-Themenfelder,Tübingen 2019.
Leistungspunkte für ein Referat bzw. Essay oder für eine Seminararbeit. Regelmäßige Teilnahme wird erwartet.
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