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Foto: Matthias Friel
Die als ein umfassender psychologischer, kultureller und sozialer Prozess verstandene Migration ist seit langer Zeit im Mittelpunkt des Interesses für soziale Disziplinen wie Politikwissenschaft, Soziologie und Anthropologie. Erst in jüngster Zeit hat die Migration auch einen Platz in der vergleichenden Literaturwissenschaft gefunden: Kulturelle Transfers in einem Migrationskontext führen unweigerlich zu komplexen diskursiven Austauschen oder sogar zu spannenden Formen der Hybridisierung, die Gattungen, Sprachen, oder Ausdruckshaltungen seitens der Autoren betreffen. In Frankreich wird unter Migrantenliteratur im Wesentlichen das Werk von Autoren aus der Generation nordafrikanischer Einwanderer verstanden, insbesondere der zweiten Generation, ("littérature beur"); aber der Bereich erschöpft sich nicht damit, wie ein Blick auf die gesamte frankophone Literatur zeigt.
Das Seminar untersucht an ausgewählten Beispielen die Merkmale der sog. Migranterliteratur unter Anwendung unterschiedlicher Konzepte, wie der "doppelte Blick" der AutorInnen, die sprachliche und textliche Hybridität, die 'gekreuzte Erinnerung' an. Anhand des berühmten cas littéraire von Paul Smaïl (1998) wird zudem das Thema der simulierten Migrantenidentität behandelt.
Auszüge aus:
Begag, Azouz, Béni ou le paradis privé, Paris: Éditions du Seuil, Collection Points Virgule, 1989
Begag, Azouz, Mémoires au soleil, Paris: Éditions du Seuil, 2018
Thúy, Kim, Ru, Montréal: Libre Expression, 2009.
Madjedi, Maryam, Marx et la poupée, Paris: Le nouvel Attila, 2017
Smaïl, Paul, Vivre me tue, Paris: Le livre de poche, 1997
Leistungspunkteerhalt:
regelmäßige Bearbeitung der Inhalte jeder Sitzung, aktive Teilnahme an der Diskussion, Referat (z. B. Übernahme der Analyse eines Textauszuges, Erarbeitung eines Hintergrundthemas).
Das Referat kann in deutscher oder in französischer Sprache gehalten werden.
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