PULS
Foto: Matthias Friel
Lange galt die Märzrevolution in der deutschen Forschung vor allem als eine tragisch gescheiterte „bürgerliche“ Revolution. Inzwischen aber gewinnen Positionen an Gewicht, die 1848 als eine zentrale „Epochenschwelle zur Moderne“ (Rüdiger Hachtmann) diskutieren. Ausgehend von dieser Deutungskonkurrenz wird das Seminar neuere Forschungsperspektiven auf die Revolution(en) von 1848/49 vorstellen und einen Überblick über das vielgestaltige Revolutionsgeschehen in Deutschland und Europa geben. Dazu widmet es sich vorrangig der „Deutschen Revolution“ in ihren europäischen, transnationalen Bezügen. Es thematisiert den Durchbruch der Bürger- und Zivilgesellschaft, die Handlungsspielräume von Frauen, die Gegensätze urbaner Zentren und ländlicher Räume, die Relevanz zunehmender Nationalitätengegensätze, die Rolle der Massenmedien und den „Totenkult“ um die gefallenen Revolutionäre. Dabei werden die verschiedenen Dynamiken und Hintergründe der Revolution(en) in Europa und ihres Ausbruchs ebenso zur Sprache kommen wie die Akteure und die Bühnen (Straßen, Parlamente, Vereine) der Auseinandersetzung. Zudem wird das Erbe der Revolutionsereignisse über die Konstruktion von Mythen und – bis heute wirkmächtiger – Traditionen beschrieben. So setzt sich das Seminar schlussendlich zum Ziel, den „revolutionären“ Charakter von 1848 neu zu bewerten.
Erwartet werden eine aktive Teilnahme an der Seminardiskussion sowie eine kurze Präsentation inklusive Thesenpapier. Abgeschlossen wird das Seminar durch eine 25-seitige Hausarbeit (Abgabe: 30.09.2022).
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