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Foto: Matthias Friel

Stadt und Zeichen: Semiotik der Subkulturen - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester WiSe 2022/23
Einrichtung Institut für Romanistik   Sprache deutsch
Belegungsfrist 04.10.2022 - 10.11.2022

Belegung über PULS
Gruppe 1:
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    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
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Seminar Mi 10:00 bis 12:00 14-täglich 19.10.2022 bis 08.02.2023  Online.Veranstaltung Prof. Dr. Kimminich 28.12.2022: Akademische Weihnachtsferien
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Seminar Fr 14:00 bis 18:00 Einzeltermin am 25.11.2022 1.19.4.15 Prof. Dr. Kimminich  
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Seminar Sa 14:00 bis 18:00 Einzeltermin am 26.11.2022 1.19.4.15 Prof. Dr. Kimminich  
Einzeltermine:
  • 26.11.2022
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Seminar Fr 14:00 bis 18:00 Einzeltermin am 20.01.2023 1.19.4.15 Prof. Dr. Kimminich  
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Seminar Sa 14:00 bis 18:00 Einzeltermin am 21.01.2023 1.19.4.15 Prof. Dr. Kimminich  
Kommentar

Widerstand, Revolte und Protestbewegungen durchziehen seit jeher unsere Geschichte, aber seit den 2000er Jahren haben sie sich vermehrt und auch verändert. Wir leben in einer Ära des Protests. So zeichnet sich das 21. Jahrhundert durch eine Zunahme an Widerstand, (auch mit Gewalt verbundenen) Demonstrationen und an bewaffneten Aufstände aus. Sie markieren Spannungen und Aggressionen, die sich durch autoritäre Herrschaft, die Kapitalisierung des Lebensalltags, dem mit Wirtschaftswachstum verbundenen Ressourcenverbrauch und die daraus erwachsende lokale wie globale soziale Ungleichheit verstärkt haben.

Die Versprechungen der Demokratie und des Konsumkapitalismus erscheinen einesteils als erstrebenswerte Ziele, andernteils werden sie verstärkt hinterfragt und kritisiert. Beides ist mit einem sinkenden Vertrauen in den Staat und Respekt vor staatlichen Autoritäten und Institutionen sowie mit Kritik an der auf Wachstum setzenden Weltwirtschaft verbunden. Dabei werden aber nicht nur Aggression und Gewalt freigesetzt, sondern auch ein hohes Maß an Ideenreichtum, Einsatzbereitschaft und Selbstermächtigung.

Diese kreativ prospektive Dimension des Protests war schon in der Etymologie des Begriffs einst vorhanden. Das lateinische protestari wurde im Französischen protester im Sinne von verlautbaren, bejahen, Zeugnis ablegen, beweisen übersetzt. Bis Mitte des 17. Jahrhunderts blieb dieser Bedeutungshorizont erhalten und wurde erst dann durch den Zusatz contre (gegen) als ein negierendes Verb gebraucht, das die Opposition zu etwas zum Ausdruck brachte.

Im ursprünglichen Bedeutungskontext geht es also um die Kommunikation einer Idee oder die Überzeugung von etwas, das als Alternative zu etwas vermittelt, kreativ umgesetzt oder vorgelebt wird. Dabei tritt die Opposition zu etwas Bestehenden in den Hintergrund und wird durch symbolisches oder konkretes Handeln ersetzt.

Auf diese Bedeutung des sich für etwas anderes und mögliches einzusetzen, wollen wir uns konzentrieren. Als Kultursemiotiker*innen interessiert uns daran das symbolische Handeln und der Einsatz bzw. die Herstellung von Symbolen. Symbole und symbolisches Handeln sind - metaphorisch formuliert - der Blutkreislauf einer Gesellschaft. Sie halten sie zusammen, bringen die Mitglieder dazu, eine mehr oder weniger gemeinsam vereinbarte Lebenswirklichkeit zu erhalten. Wenn ein Teil der Gesellschaft diese Lebenswirklichkeit nicht teilt, können sich daraus Sub- und Protestkulturen abspalten die die Vermittlung der dominanten Wirklichkeitskonstruktion stören, indem sie die tragenden Symboliken unterminieren, umformulieren oder durch neue ersetzen. Protest ist daher auch als eine Praxis des Störens und Verstörens zu betrachten, durch die Missstände offengelegt, dominante Wirklichkeitsbilder und die damit verbundenen Verhaltensmuster konterkariert, aber auch alternative Lebens- und Vergemeinschaftungsformen erprobt und sichtbar gemacht werden. 

Wir wollen Protest daher nicht nur als kollektiv erstrebten Umsturz betrachten, sondern auch als punktuelle Setzung einzelner, sich im symbolischen ‚Abseits‘ gesellschaftlicher Zusammenhänge vernetzender Subjekte. Sie machen Potentialitäten und bereits praktizierte Alternativen sichtbar, auf die wir aufmerksam machen, indem wir eine Ausstellung dazu entwerfen.


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2022/23 , Aktuelles Semester: SoSe 2024