PULS
Foto: Matthias Friel
Admiror te pariens non c[e]cidisse / Qui tot scriptorum taedia sustineas - "Ich wundere mich, Wand, dass du noch nicht eingestürzt bist, die du den widerlichen Kram so vieler Schreiber trägst". Dieses launische, im Amphitheater Pompejis entdeckte Graffito, abgefasst als Distichon, ist einer von inzwischen fast 10.000 Wandtexten, die man seit dem 18. Jahrhundert in der 79 n. Chr. durch den Vesuvausbruch verschütteten Stadt Pompeji gefunden hat. Neben den Dipinti, den in roter und schwarzer Farbe aufgetragenen Ankündigungen meist offiziellen Charakters (Wahlaufrufe, Ankündigungen öffentlicher Spiele, Werbung) wurden die Graffiti mit einem Stilus bzw. spitzen Gegenstand in die Außen- und Innenwände pompejanischer Häuser geritzt und sind für uns heute unmittelbare Selbstzeugnisse der damaligen Stadtbewohner, ihrer Lebenswelt und ihrer Emotionen. Wir finden hier Grüße, Alltagsklatsch, derbe Anzüglichkeiten, Beschimpfungen und Verwünschungen, Liebesbekenntnisse, dichterische Verse und ganz Profanes wie Abrechnungen und Preislisten. In der Übung beschäftigen wir uns bei der gemeinsamen Lektüre und Analyse ausgewählter Graffiti und Inschriften in Übesetzung u. a. mit den Inhalten der Kritzeleien, ihren Fundzusammenhängen, ihren Verfassern, der Frage ihrer Veranlassung und Funktion und lernen so den römischen Alltag in der Stadt Pompeji kennen. Wesentliches Anliegen der Quellenübung wird darüber hinaus sein, in die Arbeitsmethoden und -techniken der Alten Geschichte einzuführen.
Einf. Literatur: Glücklich ist dieser Ort! 1000 Graffiti aus Pompeji. Lateinisch / Deutsch. Ausgew., übers. und herausg. v. V. Hunink, Stuttgart 2011; P. Lohmann: Unzensierte Botschaften aus Pompeji - Graffiti als Quellen zum römischen Alltagsleben, in: M. Rhode / E. Wawra (Hrsgg.): Quellenanalyse. Ein epochenübergreifendes Handbuch für das Geschichtsstudium, Stuttgart 2020, 96-104
Studienleistung: Referat 15-20 min.; Prüfungsleistung: Schriftliche Quelleninterpretation in Form eines Essays im Umfang von 10 Seiten
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