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Foto: Matthias Friel
Bitte beachten Sie, dass die erste Sitzung am Montag, 16.10.2023 via Zoom stattfindet:
https://uni-potsdam.zoom.us/j/66784508780 Meeting-ID: 667 8450 8780 Kenncode: 07452655
Feiertage und Festbräuche sind obligatorische Themen im Landeskundeunterricht, der jedoch suggeriert, dass alles schon immer so gewesen sei. Selten wird thematisiert, dass sich Traditionen über die Jahrhunderte hinweg verändert haben, oder gefragt, woher Rituale und Symbole stammen. Der heute omnipräsente Tannenbaum ist etwa aus dem deutschen Raum in die Slavia eingewandert. In Beschreibungen bäuerlicher Festtraditionen des 19. Jahrhunderts sucht man ihn vergeblich, ebenso wie Väterchen Frost und sein Schneemädchen, die ihren Auftritt in der Neujahrsnacht haben. Der komparatistische Blick lässt Spezifika besonders klar hervortreten. Im katholischen Polen steht bis heute das biblische Geschehen im Zentrum; eine mit heidnischen Elementen angereicherte Weihnachtsmann-Tradition fehlt. Im ostslavischen Brauchtum stechen die nicht-christlichen Elemente hervor – Gogolʹs Erzählung Die Nacht vor Weihnachten bevölkern keine frommen Kirchgänger, sondern Hexen, Teufel und liebestolle Kosaken. In der Sowjetunion wurden das religiöse Fest und die ‚kapitalistische‘ Festkultur in den 1920–1930er Jahren liquidiert. Die nach dem orthodoxen Kirchenkalender im Januar gefeierte Geburt Christi wurde durch ein säkulares Familienfest an Neujahr ersetzt, das seine Mythologie aus im 19. Jahrhundert verschriftlichten Volksmärchen bezog. Wie entwickeln sich die kulturellen Praktiken in der unmittelbaren Gegenwart – nach dem Schulterschluss zwischen orthodoxer Kirche und russischem Staat, in konfessionell gemischten Ländern wie der Ukraine und Belarus, in multikulturellen Familien und in medialer Konkurrenz zu Santa Claus, Weihnachtselfen und Rentieren?
3 LPPräsentation (15-20 min) oder Unterrichtsgestaltung (45 min) oder Übersetzung einer Quelle (5–10 Seiten) oder Essay (5 Seiten)
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