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Foto: Matthias Friel
Das Seminar findet an den folgenden Terminen statt: 18.10.23; 01.11.23; 22.11.2023; 06.12.23; 13.12.23; 10.01.23; 24.01.23. Die Teilnehmer:innen erhalten dennoch 2 SW. Mit dem neuen Veranstaltungstitel "Künstlerische Forschung im Anthropozän" wird das Seminar von Helene Romakin unterrichtet.
Infolge des Klimawandels und der Umweltkrise dominieren weiterhin zahlreiche Katastrophen die täglichen Nachrichten. Wenn wir auf den Sommer dieses Jahres zurückblicken, haben wir verheerende Brände in Griechenland, Italien, Algerien und Kanada erlebt, einen katastrophalen Taifun namens Doksuri, der die Philippinen, China und Taiwan traf und zu Hunderten von Opfern und Vertreibungen führte. Wir sind in das neue Zeitalter des Anthropozäns eingetreten, und es gibt kein Zurück. Mit den Konsequenzen der Umweltkrise konfrontiert, stellt sich die Frage, wie wir dem Klimawandel mit Respekt, Fürsorge und Würde füreinander und unsere Ökosysteme begegnen können. Das Seminar setzt sich an Beispielen aus der zeitgenössischen Kunst damit auseinander, wie wir eine angemessenere visuelle und erzählerische Kultur schaffen können, um die Umweltkrise zu verstehen und darauf zu reagieren, die nach wie vor weithin als ungreifbar wahrgenommen wird. Zudem wird die Rolle des Erzählens bei der Bewältigung der Herausforderungen kritisch beleuchtet, die sich aus der Nicht-Repräsentierbarkeit des Anthropozäns ergeben.
Ziele des Seminars: Die Studierenden erhalten eine kurze Einführung in den Diskurs des Anthropozäns sowie Einblicke in die Inhalte der künstlerischen Forschung. Am Beispielen der künstlerischen Praxis von Lara Almarcegui, Pierre Huyghe, Jota Mombaça und Ursula Biemann arbeiten sich die Studierenden in unterschiedliche künstlerische Praktiken und Strategien im Umgang mit dem Anthropozän ein. Die Studierenden erhalten eine theoretische Einführung in die Konzepte des situierten Wissens und künstlerischer Forschung und können diese am Ende des Seminar anhand von Beispielen nicht nur widergeben, sondern kritisch reflektieren.Während eines gemeinsamen Ausstellungsbesuch in der Ausstellung von Jota Mombaça im CCA Berlin, erproben wir die Methode des „situierten Schreibens.”
Prüfungsleistung (unbenotet)
5 Minuten Präsentation (de/en); ca. 500 Wörter Text zum gemeinsamen Ausstellungsbesuch
Modulabschlussprüfung Hausarbeit / Vertiefungsarbeit grundsätzlich möglich, nach persönlicher Absprache; ca. 15 Seiten, benotet
Erste Sitzung: 18.10.2023
Einführung
Was ist das Anthropozän?
Was ist künstlerische Forschung?
Vergabe der Präsentationsthemen
(Für unentschlossene per Email an mich, bis spätestens 23.10.23).
Pflichtlektüre:
Das Anthropozän
Tsing, A. L., Deger, J., Saxena, A. K., & Zhou, F. (2020). Feral Atlas: The More-Than-Human Anthropocene. Stanford University Press.
https://feralatlas.supdigital.org/?cd=true&bdtext=introduction-to-feral-atlas
Weiterführende Literatur:
Crutzen, P., & Stoermer, E. (2000). The Anthropocene. Global Change Newsletter, 41.1,
17–18.
Demos, T. J. (2017). Against the Anthropocene: Visual Culture and Environment Today.
Sternberg Press.
Demos, T. J. (2016). Decolonizing Nature. Contemporary Art and the Politics of Ecology.
Haraway, D. J. (2016). Staying with the Trouble: Anthropocene, Capitalocene, Chthulucene.
Duke University Press.
Latour, B. (1999). Das Parlament der Dinge. Suhrkamp.
Moore, J. W. (Ed.). (2016). Capitalocene or Anthropocene? Nature, History, and the Crisis
of Capitalism. PM Press.
Morton, T. (2007). Ecology without Nature. Harvard University Press.
Morton, T. (2013). Hyperobjects. Philosophy and Ecology after the End of the World.
University of Minnesota Press.
Lowenhaupt Tsing, A. (2015). The Mushroom at the End of the World: on the Possibility of
Life in Capitalist Ruins. Princeton University Press.
Zweite Sitzung: 01.11.2023
Methodenfokus: Situated Knowledges and Speculative Fabulation mit Donna Haraway + Einführung: Künstlerische Forschung
Referent:innen: bis zu 4 Personen, je zwei Gruppen (bisher zu Donna Haraway: Gina und Madeleine)
Haraway, D. J. (1988). Situated Knowledges: The Science Question in Feminism and the Privilege of Partial Perspective. Feminist Studies, 14(No. 3), 575–599.
Oder auf deutsch:
Donna J. Haraway: Situiertes Wissen. Die Wissenschaftsfrage im Feminismus und das Privileg einer partialen Perspektive, in: dies.: Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen, Frankfurt / M., New York 1995, 73–98.
Haraway, Donna. ”Anthropocene, Capitalocene, Chthulucene: Staying with the Trouble,” lecture given on May 9, 2014 at the Anthropocene: Arts of Living on a Damaged Planet conference, UC-Santa Cruz, California.
https://vimeo.com/97663518
Anette Baldauf, Ana Hoffner, „Methodischer Störsinn”, in: Jens Badura, Selma Dubach, Anke Haarmann et al. (Hg.), Künstlerische Forschung. Ein Handbuch, Zürich/Berlin 2015, S. 81–84.
Kathrin Busch, „Wissen Anders Denken”, in dies. (Hg.), Anderes Wissen, München 2016, S. 10–32.
Haraway, D. (2015). Anthropocene, Capitalocene, Plantationocene, Chthulucene: Making Kin. Environmental Humanities, 6(1), 159–165.
Haraway, D. J. (2016). Staying with the Trouble: Anthropocene, Capitalocene, Chthulucene. Duke University Press.
Mehl, I. (2022). Im Zeichen des Zweifel(n)s. Madame Realism oder: Die Funktion der fiktion in der Kunstkritik. edition metzel.
Dritte Sitzung: 22.11.2023, 17 Uhr
Apokalyptische Brüche in der Gegenwart mit Jota Mombaça
Gemeinsamer Ausstellungsbesuch
Jota Mombaça
A CERTAIN DEATH/THE SWAMP
CCA Berlin
https://cca.berlin/de/program/995/jota-mombaa-a-certain-death-the-swamp
Referent:innen: Johanna, Hanne
Nasr, Edwin. Pressemitteilung zu der Ausstellung ”A Certain Death/The Swamp”
Yusoff, K. (2018). A Billion Black Anthropocenes or None. University Of Minnesota Press.
Hier nur ein Teilkapitel: von „Geology, Race, and Matter” bis zu „Monuments to Geologic Reason and Provisional Ground”
Jota Mombaça, ”Cognitive Plantation” in Afterall Journal (2020).
https://www.afterall.org/articles/the-cognitive-plantation/
Interview with Jota Mombaça
https://www.youtube.com/watch?v=98XK5vbyFL8
Gómez-Barris, M. (2017). The Extractive Zone: Social Ecologies and Decolonial Perspectives. Duke University Press.
Silva, D. F. (2022). Unpayable debt. Sternberg Press.
Bis zum 3.12. Abgabe von ca. 500 Wörter Text zum gemeinsamen Ausstellungsbesuch
Vierte Sitzung: 06.12.2023
Gemeinsame Besprechung der Texte
Austausch über den Ausstellungsbesuch
Vertiefung und Wiederholung, unterschiedliche Definitionen zur künstlerischen Forschung und situiertem Wissen
Anschauen von weiteren künstlerischen Beispielen
Referent:innen: JOKER! 2 Personen, freies selbst ausgewähltes Thema in Relation zu dem Seminar
Wird noch ergänzt!!
Fünfte Sitzung: 13.12.2023
Neue Ökologien erschaffen und fiktive Reisen mit Pierre Huyghe
Arbeiten: A Journey That Wasn’t, 2005; Untilled, 2012
Referent:innen: bis zu 4 Personen, je zweier Gruppen; bisher Lara-Jospehine und Lea; und Johanna Blumgarten
Bourriaud, N. (2014). Pierre Huyghe. Artforum, 1(January).
Eastham, B. (2019, January 18). Pierre Huyghe. ArtReview Asia, October. https://artreview.com/ar-october-2018-feature-pierre-huyghe/.
The Association of Freed Time. (2005). El Diario del Fin del Mundo. Artforum, 43(Summer), 296–301.
Lavigne, E. (2014). The Garden of Forking Path. In E. Lavigne (Ed.), Pierre Huyghe (pp. 214–217). Hirmer Verlag.
Barikin, A. (2012). Parallel Presents: The Art of Pierre Huyghe. MIT Press.
Rafael, M.-F. (2013). Pierre Huyghe: On Site. Walther König.
Sechste Sitzung: 10.01.2023
Auf den Spuren von Land Art Künstler:innen – Der Umgang mit Landausbeutung in der zeitgenössischen Kunst am Beispiel von Lara Almarcegui
Fallbeispiel: Lara Almarcegui
Arbeiten: Mining and Mineral Rights (ongoing), Gravel (2018)
Referent:innen: Anton, Janina, Jessica
Romakin, H. (2021). Extremely Unagitated—A Closer Look at the Artistic Practice of Lara Almarcegui. OnCurating, June (50), 77–88.
Ursprung, P. (2017). Terrain Vague: Auf den Spuren von Lara Almarcegui. In Der Wert der Oberfläche (pp. 173–182). gta Verlag Institut gta - ETH Zurich.
Zschocke, N. (2018). Engaged. Drei Projekte der Künstlerin Lara Almarcegui. Trans Magazin, 32, 156–164.
Almarcegui, L., & Dallmann, W. (2019). Earth Calculation. In Lara Almarcegui. Béton (pp. 32–35). Silvana Editoriale.
Andrews, M., & Cánepa Luna, M. (2019). Thinking Like A Drainage Basin. In Lara Almarcegui. Béton (pp. 15–23).
Smithson, R. (1967). A Tour of the Monuments of Passaic, New Jersey. Artforum, December, 52–57.
Ursprung, P. (2022). Das Gewicht der Land Art. Kunstforum International, 284(Arkadien in der Krise. Zur Aktualität des Landschaftsbildes), 132–141. https://www.kunstforum.de/artikel/das-gewicht-der-land-art/
Siebte Sitzung: 24.01.2023
Devenir Universidad: Kollektives Pluriversum. Zwischen Architektur, Kunst und indigenem Wissen mit Ursula Biemann
Referent:innen: Leonie, Fabian
https://deveniruniversidad.org/en/home/
https://purii.space/
Schlaefli, S. (2020, September). A university for the guardians of the rainforest. Globe Magazine, ETH Zurich.
https://ethz.ch/en/news-and-events/eth-news/news/2020/09/a-university-for-the-guardians-of-the-rainforest.html
Weiterführende Lektüre:
wird noch ergänzt!
Leitfaden Präsentation (unbenotet)
Seid gerne experimentell und habt Spaß dabei! Die Inhalte müssen natürlich dennoch vermittelt werden. Der Zeitrahmen bleibt 15 Minuten.
- detaillierte Beschreibung der künstlerischen Arbeit: Name des/der Künstler:in; Titel der Arbeit; Entstehungsdatum; Wo wurde die Arbeit gezeigt?
- Was ist euer persönlicher Zugang zu dieser Arbeit? Habt ihr die Arbeit vielleicht sogar in einer Ausstellung gesehen? Erste Eindrücke, Emotionen?
- Was würdet ihr als künstlerischen Forschungsprozess in dieser Arbeit definieren? Fokus auf der Beschreibung des künstlerischen Arbeitsprozesses; Warum wird die ausgewählte künstlerische Praxis als Forschung bezeichnet? Worauf zielt die Forschung ab? Welche Methoden werden verwendet? Welche Rolle nimmt die Künstlerin/der Künstler dabei ein?
- Als Ausblick: Nennt eine weitere künstlerische Position, die entweder ähnliche Themen bearbeitet oder ähnliche Methoden anwendet.
Bei Fragen bin ich jederzeit erreichbar. Ich empfehle eine Besprechung etwa eine Woche vor der Präsentation über Zoom oder auch Dienstagnachmittags in meinem Büro Haus 24, 2.29. Termin sollte vorher abgesprochen werden.
Leitfaden Situierte Beschreibung eines Ausstellungsbesuchs (unbenotet)
- Subjektive und situierte Beschreibung von dem Ausstellungsbesuch mit möglichen Fokussen auf einzelne Arbeiten, ein bestimmtes Gespräch, Euer Weg zur Ausstellung, bestimmte Materialien, Farben, Gerüche, etc.
- Gerne Beschreibungen, die Eure Sinne ansprechen: Schmecken, Riechen, Hören, Tasten, Sehen …
- Die eigene Position, Betrachtungsweise sowie sozial-politische, ökonomische, kulturelle, etc. Einflüsse kritisch reflektieren.
- Kann gerne mit Skizzen, Zeichnungen, Fotos, etc. ergänzt werden.
Beispieltexte:
Mehl, I., & Lochner, O. (2018). Oh, Griechenland! Eine Korrespondenz. Brand New Life.
Romakin, H. (2021). Comfort with Less Contact and More Hygiene. Trans Magazine, 39, 116–117.
Tillman, L. (2016, December 12). From the Archives: On the Road with Madame Realism. Art in America.
Ursprung, P. (2018, November 13). Tschiatura. Die Republik.
Eure Vorschläge für Themen, Künstler*innen, Methoden sind immer willkommen!
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