PULS
Foto: Matthias Friel
Es ist davon auszugehen, dass die Europäer bei der Erkundung und Eroberung der sogenannten Neuen Welt im 15. und 16. Jahrhundert tatsächlich auf anthropophage Praktiken stießen. Unabhängig von deren ethnographischer Einordnung bezieht sich die Rede von den Menschenfressern seit damals aber auch immer auf Probleme des Kulturkontakts. Von den Kariben des Kolumbus bis zu den Texten des brasilianischen Modernismo verbildlichen Kannibalen Praktiken der Abgrenzung oder der Aneignung. Wo Begriffe auf asymmetrischen Formen des Zusammenlebens beruhen, wo sie stärker vom Sprechen über den Anderen als vom Sprechen mit dem Anderen geprägt sind, bietet sich der Menschenfresser darüber hinaus als metaphorologische Option an, welche das Vorfeld der Begriffsbildung kritisch zu reflektieren hilft.Vor diesem Hintergrund geht die Vorlesung der Anthropophagie in den Literaturen der Romania von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart nach.
Testat: Klausur
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