PULS
Foto: Matthias Friel
Die sogenannten ‘Legendenromane’ Hartmanns von Aue kombinieren christlich-klerikale mit weltlich-feudalen Erzählmustern und -gegenständen und erzählen höchst ungewöhnliche Geschichten: vom Inzestkind, das erst Ritter, dann Heiliger und Papst wird; vom aussätzigen Ritter, für den eine Jungfrau ihr Herzblut opfern will. Vor dem Horizont ritterlich-höfischer Identitätsbildung behandeln die Texte eine Reihe konfliktträchtiger Themen und gelangen darüber zu eigenwilligen Entwürfe von Heiligkeit, zum abrupten Umschlag von Verlust und Gewalt in Beseligung und Annäherung an des Heilige. Wie Hartmanns Artusromane ‘Erec’ und ‘Iwein’ beschäftigen sich ‘Gregorius’ und ‘Der Arme Heinrich’ mit den Grundlagen adliger Identität, die über die Erfahrung existenzieller Krisen neuen Perspektiven der Selbstdeutung zugeführt werden. Dabei kommen ritterlich-höfische Werte, Inszenierungen von adliger Ehre und Gewaltausübung, von Dynastie und Gesellschaft, von Geschlechterverhältnissen (Minne und Ehe) sowie Formen der Körperdisziplinierung ins Spiel, die im hybriden Genre des ‘Legendenromans’ umgedeutet und modifiziert werden. In Auseinandersetzung mit den montierten Ordnungen und Themen wird im Seminar untersucht, wie Hartmann legendarisches und romanhaftes Erzählen miteinander verschränkt.
Textgrundlage zur Anschaffung: Hartmann von Aue: Gregorius der gute Sünder. Mhd./Nhd. Stuttgart: Reclam 1993 (RUB 1787); Hartmann von Aue: Der arme Heinrich. Mhd./Nhd. Stuttgart: Reclam 1993 (RUB 456).
3 LP: Teilnahme + Testat: kurze schriftliche Ausarbeitung (3 Seiten), in Gruppenarbeit: Thesenpapier, Handout und Diskussionsleitung (90 Minuten)
3 LP/Modulprüfung: Hausarbeit (K) oder Prüfungsgespräch (P)
6 LP: Teilnahme + Testat: kurze schriftliche Ausarbeitung (3 Seiten), in Gruppenarbeit: Thesenpapier, Handout und Diskussionsleitung (90 Minuten) + Hausarbeit oder Prüfungsgespräch
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