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Foto: Matthias Friel
Hartmann von Aue hat mit seiner um 1185 entstandenen, im Mittelalter äußerst populären, überraschenderweise aber spärlich und leider auch fragmentarisch überlieferten Erzählung mit dem Titel „Erec” die Gattung des Artusromans im deutschsprachigen Raum begründet. Bei der Erzählung von den Abenteuern (âventiuren) des gleichnamigen Ritters Erec handelt es sich um eine (freie) Übertragung, Erweiterung und Umakzentuierung des altfranzösischen Artusromans „Erec et Enide” von Chrétien de Troyes (um 1170), den Hartmann als Vorlage für seinen „Erec” nutzte.
Hartmanns Roman erzählt die Geschichte des jungen Artusritters Erec, der bei einem Wettkampf eine wunderschöne Frau namens Enite gewinnt, diese bei einem prunkvollen Fest auf dem Hof von König Artus heiratet und kurz danach in eine fatale Ehekrise stürzt: Erec und Enite verligen sich als frisch vermähltes Paar, was zur Folge hat, dass Erec seine Pflichten als Herrscher des Landes Karnant sträflich vernachlässigt. Zur Wiedererlangung seiner Ehre und zur Überwindung seiner identitären Krise reitet Erec gemeinsam mit Enite aus. Auf zwei Abenteuerfahrten, in denen Erec mit Räubern, Zwergen, Riesen und Entführern kämpft und vielfach das Leben seiner mit einem Schweigegebot belegten Frau retten muss, gelingt es ihm, das richtige Maß zwischen seinen unterschiedlichen Rollen und vielen Pflichten als Ehemann, Landesherrscher und Ritter des Artushofes zu finden.
Unter Einbezug von wesentlichen Forschungspositionen lesen und interpretieren wir den Artusroman Hartmanns gemeinsam im Seminar. Dabei widmen wir uns vorwiegend narrativen (z.B. Erzählfigur), poetologischen (z.B. Fiktionalität), politischen (z.B. Herrschaft) und kulturellen (z.B. Minne, Ehe, Schweigen, Reden, Gewalt, Ritterschaft, Identität) Fragestellungen. Gattungstheoretische Überlegungen zum Artusroman und zur Artustradition werden in Exkursen zu weiteren klassischen und nachklassischen Vertretern der Gattung angestoßen und diskutiert.
Hartmann von Aue: Erec. Herausgegeben v. Manfred Günter Scholz, übersetzt v. Susanne Held. 5. Auflage. Frankfurt am Main 2021 (Bibliothek des Mittelalters 5). ISBN: 978-3-618-68020-8.
Weitere Seminarunterlagen zur Vor- und Nachbereitung werden auf der Lernplattform Moodle zur Verfügung gestellt.
BM – LW 2 / GER_BA_004
Prüfungsversion 2014:
LA Deutsch:
3 LP (unbenotet): Schau-/Tafelbild + Diskussionsleitung + Reflexion (3 Seiten) oder Sitzungsprotokoll (8 bis 10 Seiten)
BA Germanistik:
3 LP/Modulprüfung: Hausarbeit (K) oder Prüfungsgespräch (P)
Prüfungsversion 2020 (einschließlich Förderpädagogik Deutsch):
6 LP: Schau-/Tafelbild + Diskussionsleitung + Reflexion (3 Seiten) oder Sitzungsprotokoll (8 bis 10 Seiten) + Hausarbeit (15 Seiten) oder Prüfungsgespräch (LV)
Orientierungsstudium 2019:
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