Jenseits der Repräsentation: Queere Fotografie und ihre Zirkulation, Medialität und Materialität - Einzelansicht

Die Vorbesprechung findet online via Zoom statt.

In diesem Blockseminar widmen wir uns der Geschichte der queeren Fotografie aus Perspektive einer queeren Bild- und Mediengeschichte von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis heute.

Zentral ist dabei, wie queere Personen fotografische Medien nutzen, wie Queerness fotografisch dargestellt wird und wie unsere Auffassung von Queerness durch Bilder geprägt wird. Jenseits einer Auffassung dieser Fotografien als „Repräsentation” betrachten wir die Fotografien als Teil von Befreiungsbewegungen und als Instrument der Selbstermächtigung und Selbstbestimmung. Wir gehen dabei von fotografischen Arbeiten u.a. von Wilhelm von Gloeden, Wilhelm Plüschow, Claude Cahun, Bob Mizer, Andy Warhol, Jimmy DeSana, Félix González-Torres, Nan Goldin, Mickalene Thomas, Zulfikar Ali Bhutto, Adi Nes und Zanele Muholi aus. Wir werden anhand dieser Arbeiten Aspekte von Maskulinitäten und Femininitäten bzw. Gender-Identitäten im Allgemeinen, Bildzensur, Nationalismus, Rassismus und Kapitalismus, Voyeurismus und Exhibitionismus, Inszenierungen von Intimität, Begehren und Sex, queere Subjektkonfigurationen und Fragen der Materialität diskutieren.

Auch sollen Verbreitungswege queerer Fotografien und ihrer Reproduktionen Gegenstand des Seminars sein. Daher widmen wir uns u.a. der queeren Zeitschrift, Der Eigene, die von 1896 bis 1932 in Berlin erschien, US-amerikanischen schwulen Physique Magazines und Physique-Fotografien aus den 1950er und -60er Jahren (u.a. Physique Pictorial, Grecian Guild Pictorial, TRIM) sowie queeren Fotografien im FILE Megazine (1972–1989) und im Fanzine Butt (2001-11). Außerdem werden wir Collagen und andere künstlerische Arbeiten, bspw. von Harold Dittmer und David Hockney, einbeziehen, die auf queeren Fotografien beruhen, um so die Reich- und Tragweite queerer Fotografien nachzuvollziehen.

Außerdem sind mehrere gemeinsame Exkursionen (u.a. ins Schwule Museum in Berlin) geplant, um das Erlernte vor Ort greifbar zu machen.

• David Evans Frantz, Lucas Hilderbrand, Kayleigh Perkov (Hg.), Cock, Paper, Scissors, Los Angeles/New York 2016.
• Allen Gwen, The Magazine, Whitechapel: documents of contemporary art, London/Cambridge 2016.
• Alexis Bard Johnson, Turning the Page: Image and Identity in U.S. Lesbian Magazines, Dissertation, Stanford University 2019.
• David K. Johnson, Buying Gay: How Physique Entrepreneurs Sparked a Movement, New York 2019.
• Antje Krause-Wahl, (Un)Sichtbar werden. Körper in den Fotografien Jimmy DeSanas, in: 21: Inquiries into Art, History, and the Visual, Heft 4, 2022, 863–891 DOI: https://doi.org/10.11588/xxi.2022.4.91463.
• Kenneth Krauss, Male Beauty: Postwar Masculinity in Theater, Film, and Physique Magazines, Albany 2014.
• Laurie Marhoefer, Sex and the Weimar Republic: German Homosexual Emancipation and the Rise of the Nazis, Toronto 2015.
• Alona Pardo (Hg.), Masculinities: Liberation Through Photography, Ausst.kat., München/London 2020.
• Peter Rehberg, Hipster Porn: Queere Männlichkeiten und affektive Sexualitäten im Fanzine Butt, Berlin 2018.
• Thomas Waugh, Hard to Imagine: Gay Male Eroticism in Photography and Film From Their   Beginnings to Stonewall, New York 1996.
• Benjamin Wolbergs/Ben Miller (Hg.), New Queer Photography: Focus on the Margins, Dortmund 2020.