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Foto: Matthias Friel

Kreolisierung und Coolitude. Literaturen zwischen Indischem Ozean, Guyana und Karibik. - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 2082
SWS 2 Semester SoSe 2011
Einrichtung Institut für Romanistik   Sprache deutsch
Belegungsfrist 01.04.2011 - 01.05.2011

Belegung über PULS
Gruppe 1:
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    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
Seminar Do 12:00 bis 14:00 wöchentlich 14.04.2011 bis 21.07.2011  1.19.0.12 Dr. Müller  
Kommentar

Kulturtheoretische Versuche, ein Zusammenleben in Frieden und Differenz programmatisch zu fassen, spielen vor allem im begonnenen 21. Jahrhundert eine Rolle. Sie werden entwickelt als Antwort auf eine missglückte Etikettierung von Multikulturalismus oder als Absage an einen essentialistischen Identitätsbegriff. Dass aktuelle Debatten zu diesem Thema auch intensiv weltweit von Intellektuellen in post-kolonialen insulären oder archipelischen Konstellationen geführt werden, liegt aus verschiedenen Gründen nahe. Besonders die Karibik hat sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zu einem der privilegierten Orte für Theorieproduktion emporgeschwungen: Négritude, Créolité, Relationalité - in dieser chronologischen Abfolge wird versucht, das Zusammenleben auf den Inseln dieses Archipels und seiner Diaspora konkret in den Blick zu nehmen, beziehungsweise von dort aus universale Kategorien zu entwickeln, wie es vor allem Édouard Glissant und Benítez Rojo unternommen haben. Dabei stellt sich bis heute immer wieder die Frage, wie ethnische Differenz zu fassen ist, ohne in Essentialismen zurückzufallen. Ähnlich wie die Kritik am Multikulturalismus durch führende Intellektuelle in der angelsächsischen Tradition, wie Arjun Appadurai oder Paul Gilroy , bemerkt Walter Mignolo rückblickend recht kritisch über die Creolité-Diskurse:
Criollos, caribeanidad y criollidad son todavía categorías que se soplan pero que pertenecen a diferentes niveles. Ser o definirse a uno mismo como criollo significa identificarse con un grupo de gente y diferenciarse de otro. Así, decir que „ni eurpeos, ni africanos, nos proclamamos criollos" es identificarse en relación con un territorio y con los procesos históricos que crearon ese territorio.
Was aber wird dieser Kritik entgegengehalten? Glissant nennt sein alternatives Modell Kreolisierung:
Sie ist eine Mischung, insbesondere eine Mischung der Kulturen, die Unvorhersehbares herstellt. Die Kreolisierung, die in der Karibik stattfindet und die auf die anderen Anteile Amerikas übergreift, wirkt auch überall auf der ganzen Welt. Ich behaupte also, dass die Welt sich kreolisiert. Schlagartig und dabei in vollem Bewusstsein werden die Kulturen der Welt miteinander in Kontakt gebracht, verändern sich in ihrem Austausch, was häufig zu unabwendbaren Zusammenstößen, erbarmungslosen Kriegen führt, aber es sind auch Vorposten des Bewusstseins und der Hoffnung erkennbar.
Dieses Konzept mündet später in die Idee eines Tout-monde. In den letzten Jahren wurden jedoch auch vermehrt Stimmen weltweit aus anderen Archipel-Konstellationen laut, die sich mit den aus der Karibik stammenden programmatischen Konzepten auseinandersetzten. Eine herausragende Rolle spielt dabei der aus Mauritius stammende, heute vorwiegend in Frankreich lebende, Khal Torabully. Sein neues Konzept der „Coolitude" baut auf den Gedanken Édouard Glissants auf, kritisiert aber gleichzeitig daran das Fehlen einer indischen Perspektive. Ob nun die Inseln im Indischen Ozean oder die Karibik: der Import indischer Fremdarbeiter, als Alternative zur Sklaverei schuf eine weltweite indische Diaspora, die ganz eigene Akkulturation- und Transkulturaltionsmechanismen an den Tag legte. Das Seminar will neue Perspektiven in der Kreolisierungsforschung beleuchten und dabei der Coolitude eine besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen.

 

 


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2011 , Aktuelles Semester: SoSe 2024