PULS
Foto: Matthias Friel
Die deutschsprachige Literatur seit 1945 ist maßgeblich daran beteiligt, wie der Nationalsozialismus, seine Folgen und seine Auswirkungen im kulturellen Gedächtnis der Bundesrepublik verhaftet sind. Dabei variieren die literarischen Zugänge innerhalb der letzten 60 Jahre stark, wodurch sich auch die Schwerpunkte in der literarischen Vergangenheitsverarbeitung des Nationalsozialismus im Laufe der Zeit verändert haben. Schriftsteller und Schriftstellerinnen der Erlebnisgeneration schreiben anders darüber als Autoren und Autorinnen der Nachkriegsgeneration, die diese Zeit aus Geschichtsbüchern und / oder aus Erzählungen ihrer Angehörigen vermittelt bekommen. Im Seminar wird es um Texte der jüngeren Gegenwartsliteratur gehen, die zu diesen Thema entstanden sind. Dabei sollen Erzählungen der Generation der Nachgeborenen im Vordergrund stehen, die sich bewusst aus der Perspektive der Nachkriegsgeneration mit verschiedenen Facetten des Nationalsozialismus und seinen Auswirkungen befassen Bei der Textauswahl handelt sich zu einem Teil um Literatur der Post-Memory-Generation, die auch als Enkelgeneration bezeichnet wird, zum anderen Teil um Literatur der direkten Nachkommen der Erlebnisgeneration bzw. Zeitzeugen. Beide Alterskohorten haben gemein, dass sie im Unterschied zu der Erlebnisgeneration die Zeit des Nationalsozialismus nicht selbst erlebt bzw. keine eigenen Erinnerungen daran haben. Hinzugefügt werden diesen Erzählungen der ‚erinnerungslosen‘ Literaten, auf die das Hauptaugenmerk im Seminar gerichtet sein wird, zwei literarische Texte von Autoren der Erlebnisgeneration. Mit dieser Ergänzung kann verdeutlicht werden, wie vielfältig, und generationenspezifisch literarische Zugänge zur Zeitgeschichte des Nationalsozialismus ausfallen können.
Zu lesende Literatur:
Der Verlorene (Ulrich Treichel 1998), Spione (Marcel Beyer / 2000), Am Beispiel meines Bruders (Uwe Timm / 2003),Unscharfe Bilder (Ulla Hahn/ 2003), Das Eigentliche (Iris Hanika 2010)
Draußen vor der Tür ( Wolfgang Borchert / 1947), Wo warst Du Adam? (Heinrich Böll / 1951)
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