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Foto: Matthias Friel

Desintegration – eine notwendige Funktionsbedingung des europäischen Integrationsprozesses? - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 2001
SWS 2 Semester SoSe 2013
Einrichtung Sozialwissenschaften   Sprache deutsch
Belegungsfrist 01.04.2013 - 20.05.2013

Belegung über PULS
Gruppe 1:
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    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
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Blockseminar Mi 16:00 bis 18:00 Einzeltermin am 10.04.2013 3.06.S13    
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Blockseminar Mi 16:00 bis 18:00 Einzeltermin am 22.05.2013 3.06.S13    
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Blockseminar - 09:30 bis 17:00 Block (inkl. Sa) 04.07.2013 bis 06.07.2013  N.N. (extern)    
Kommentar

Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise stellt den europäischen Integrationsprozess vor die wohl schwerste Bewährungsprobe seit seinem Bestehen. Nicht nur in der Finanz- und Währungspolitik lassen sich integrationshemmende Gegenkräfte beobachten, die ihren Ausdruck in einer Rückbesinnung auf die Nationalstaaten finden. Auch in anderen Politikfeldern lassen sich wachsende antieuropäische Tendenzen ausmachen. Entsprechend unübersichtlich ist gegenwärtig der integrationspolitische und -theoretische Diskurs: Neben der Diskussion über mögliche Exit-Optionen für einzelne Mitgliedstaaten aus der Euro-Gruppe, verweisen andere Stimmen demgegenüber auf das große Potenzial für einen möglichen Integrationsschub in der gegenwärtigen Situation.

 

Die gegenwärtige Krise der Europäischen Union korrespondiert mit einer Krise der europawissenschaftlichen Theoriebildung. Denn komischerweise deutet die Mehrzahl der integrationstheoretischen Ansätze die europäische Integration nach wie vor explizit oder implizit als stetig fortschreitenden Prozess. Dieser „normative bias" (Faber/Wessels 2005: 355) verhindert, dass die Integrationsforschung bisher überzeugende Antworten auf die hochaktuellen Krisenerscheinungen im gegenwärtigen Stadium des europäischen Integrationsprozesses gefunden hat. Denn mögliche „Abbau- oder Desintegrationstendenzen" werden regelmäßig vernachlässigt, da „erfolgreich durchgeführte Vertiefungs-, Erweiterungs- und Reformprojekte höher bewertet, d. h. für untersuchenswerter geachtet [werden], als Krisen und rückläufige Entwicklungen" (ebenda). Deshalb soll in diesem Seminar vor allem die Frage nach der Bedeutung und Wirkung von desintegrativen Tendenzen für den europäischen Integrationsprozess im Mittelpunkt des Interesses stehen. Durch eine theoretische und empirische Fokussierung der Gleichzeitigkeit zentrifugaler und -petaler Kräfte sollen neue Erkenntnisse über und für die Politikgestaltung im EU-System gewonnen werden. Im Seminar sollen nicht nur verschiedene integrationstheoretische Ansätze (Neofunktionalismus, Intergouvernementalismus, Verhandlungstheorie, Governance-Ansatz, Regieren im Mehrebenensystem etc.) beleuchtet werden. Vielmehr geht es schwerpunktmäßig darum, integrierende und desintegrierende Entwicklungen in einzelnen Politikfeldern in ihrer tatsächlichen Wirkung zu beleuchten. Erst wenn das Wechselspiel zwischen integrierenden und desintegrierenden Tendenzen theoretisch und empirisch abgebildet wird - so die übergeordnete These des Seminars -, lässt sich die (gegenwärtige) Dynamik des europäischen Integrationsprozesses adäquat erfassen.

 

Das Seminar wird in Blockform und mit Exkursionsanteilen in Kooperation mit der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa durchgeführt. Die Einführungsveranstaltung und die Besprechung der Zwischenergebnisse finden in den Räumen der Uni am Griebnitzsee statt. Die Seminartage selber finden in den Räumen der Schwarzkopf-Stiftung (Sophienstraße 28 - 29, 10118 Berlin) statt. Die inhaltlichen Seminarblöcke werden ergänzt durch einen Besuch des Deutschen Bundestages (Europaausschuss), des Bundesrates (Europakammer) und der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland sowie eine öffentliche Podiumsdiskussion an einem Abend der drei Seminartage. Die Verpflegung während der Seminartage wird von der Schwarzkopf-Stiftung übernommen. Aus organisatorischen Gründen verpflichtet eine erfolgte Zulassung zum Seminar über PULS zur verbindlichen Teilnahme am Seminar. Ein Rücktritt von der Seminarteilnahme ist nur in begründeten Ausnahmefällen möglich. 

Literatur

Auer, Stefan 2010: ‘New Europe': Between Cosmopolitan Dreams and Nationalist Nightmares; in: Journal of Common Market Studies, Vol. 48, No 5, S. 1163-1184. Benz, Arthur 2003: Mehrebenenverflechtung in der Europäischen Union, in: Jachtenfuchs, Markus/Kohler-Koch, Beate (Hrsg.) 2003: Europäische Integration, Opladen (2). Benz, Arthur 2003a: Compounded Representation in EU Multi-Level Governance, in: Kohler-Koch, Beate (Ed.): Linking EU and National Governance, Oxford, University Press, 2003, S. 82-110. Bieling, Hans-Jürgen/Lerch, Marika 2005: Theorien der europäischen Integration: ein Systematisierungsversuch, in: dies. (Hrsg.): Theorien der Europäischen Integration, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 9-37. Diez, Thomas/Wiener, Antje 2009: Intorducing the Mosaic of Integration Theory, in: Wiener, Antje/Diez, Thomas (Hrsg.): European Integration Theory, 2. Aufl. Oxford: Oxford Univerity Press, S. 22. Faber, Anne/Wessels, Wolfgang 2005: Die Verfassungskries der EU als Krise "der Integrationstheorie? Plädoyer für eine Neufokussierung der theoretischen Debatte, in: Zeitschrift für Internationale Beziehungen, 12. Jhg., Heft 2, S. 353-359. Goetz, Klaus/Meyer-Sahling, Jan-Hinrik 2012: The EU Timescape (Hardback), Routledge. Haas, Ernst B. 1958: The Uniting of Europe. Political, Social, and Economic Forces 1950-1957, Stanfort: Stanford University Press. Marks, Gary 1993: Structural Policy and Multilevel Governance in the EC, in: Cafruny, Alan W./Rosenthal, Glenda G. (ed.): The State of the European Community. The Maastricht Debates and Beyond, Boulder, Colorado, p. 391-410. Marks, Gary/Hooghe, Lisbet/Blank, Kermit 1996: European Integration since the 1980s: State-Centric vs. Multi-Level Governance, in: Journal of Common Market Studies 34:3, S. 341-378. Radaelli, Claudio M.  2003: ‘The Europeanization of Public Policy', in: Kevin Featherstone & Claudio M. Radaelli (Hrsg.) 2003: The Politics of Europeanization; Oxford: Oxford University Press. Schimmelfennig, Frank 2005: Integrationstheorien: Entstehung und Weiterentwicklung der EU, in: Holzinger, Katharina/Knill, Christoph/Peters, Dirk/Rittberger, Berthold/Schimmelfennig, Frank/ Wagner, Wolfgang (Hrsg.): Die Europäische Union. Theorien und Analysekonzepte, Paderborn u.a.: Ferdinand Schöningh, S. 19-80. Scharpf, Fritz W. 1999: Regieren in Europa. Effektiv und Demokratisch? Frankfurt a.M.: Campus.


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2013 , Aktuelles Semester: SoSe 2024