PULS
Foto: Matthias Friel
Die Krise in der Eurozone ist etwas aus dem Fokus der medialen Berichterstattung geraten. Viele politische Akteure beschwören zudem die vermeintlich positiven wirtschaftlichen Entwicklungen in den Staaten der europäischen Südperipherie. Die EU hat im Zuge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise diverse Maßnahmen zur Stabilisierung der Eurozone initiiert („Six Pack“, „Two Pack“, „Fiskalpakt“, „Bankenunion“ etc.) und zeitgleich Verhandlungen zu neuen Freihandelsabkommen sowie einem neuen Finanzrahmen 2014 bis 2020 geführt. Der zeitliche Abstand zur eigentlichen Krise 2008/2009 wird in diesem Seminar zum Anlass genommen, um diese finanz- und wirtschaftspolitischen Aktivitäten der EU in einem größeren historischen Kontext zu verorten. Inwieweit hat die Krise möglicherweise dazu geführt, dass die EU ihren früheren Fokus auf marktschaffende Policies in der Weise verschoben hat, dass auch marktkorrigierende Maßnahmen stärker initiiert und umgesetzt werden? Der Analyse einzelner finanz- und wirtschaftspolitischer Kompetenzen der EU werden deshalb auch ihre sozial- und kohäsionspolitischen Aktivitäten gegenübergestellt. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Verwendung sowohl klassischer europäischer Integrationstheorien als auch jüngeren Theorien der Internationalen Politischen Ökonomie (IPÖ). So sollen Akteure und Netzwerkstrukturen eruiert werden, die erklären, warum es in einzelnen Policies zu Vergemeinschaftungsprozessen bzw. starken Beharrungstendenzen der Mitgliedstaaten kommt.
Bieling, Hans-Jürgen/Haas, Tobias/Lux, Julia (Hrsg.) 2013: Die Internationale Politische Ökonomie nach der Weltfinanzkrise. Theoretische, geopolitische und politikfeldspezifische Implikationen, Wiesbaden: Springer VS 2013 (Sonderheft der Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik 5/2013); Bohle, Dorothee. 2012. Neogramscianismus. In Theorien der europäischen Integration. Hrsg. Bieling, Hans-Jürgen/Lerch, Marika, S.165-185. Wiesbaden: Springer Fachmedien Verlag; Scharpf, Fritz W. 1993. Positive und Negative Koordination in Verhandlungssystemen. In Policy-Analyse. Kritik und Neuorientierung. Hrsg. Héritier, Adrienne. Opladen. Wullweber, Joscha, Graf, Antonia, Behrens, Maria (Hrsg.) 2013: Theorien der Internationalen Politischen Ökonomie, Wiesbaden: Springer VS 2013.
© Copyright HISHochschul-Informations-System eG