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Foto: Matthias Friel
Wie zu keiner anderen Zeit in der europäischen Geschichte hat das 18. Jahrhundert zu einer grundsätzlichen epistemologischen, anthropologischen und kulturell-habituellen Transformation der Einstellungen gegenüber Sterben und Tod geführt, was sich nicht zuletzt in entsprechenden ästhetischen Darstellungen manifestiert. Von dieser Zäsur ausgehend beschäftigen sich die Vorträge der interdisziplinären Ringvorlesung exemplarisch mit Vorstellungen und Darstellungen von Sterben, Tod und Weiterleben seit dem 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Was meinte es einst, was meint es heute von Sterben und Tod zu sprechen, in medizinischer, religiöser, sozialer oder philosophischer Hinsicht? Welche Ängste, Erwartungen, Sinngebungen lassen sich aus literarischen und anderen Darstellungsformen über dieses Ultimatum jedes Lebens erkennen? Welche Antworten gab es einst, welche gibt es heute auf die Frage, was nach dem Tod kommt und wie es für die Lebenden weitergehen kann?
Damit möchte die Ringvorlesung nicht zuletzt anschließen an das verstärkte öffentliche Interesse an diesen Themen in Zusammenhang der Dokumentation tödlicher Krankheiten und der kontroversen Diskussion um Transplantationsmedizin und Sterbehilfe. Die gemeinsam von Andreas Degen, Ulrike Schneider und Ulrike Wels durchgeführte Ringvorlesung an der Philosophischen Fakultät bietet Studierenden des Bachelorstudiums die Möglichkeit, wie üblich Leistungspunkte zu erwerben. Die Ringvorlesung startet für die teilnehmenden Studierenden bereits in der ersten Vorlesungswoche, die öffentlichen Vorträge beginnen dann zur selben Uhrzeit mit der dritten Semesterwoche. Die seminarähnlich durchgeführten Treffen in der ersten und zweiten Semesterwoche dienen der Einführung in das Thema und der Absprache hinsichtlich der Bedingungen für die Leistungserbringung. Bitte melden Sie sich rechtzeitig an.
Vorträge (ab der dritten Semesterwoche)28. AprilProf. Dr. Jutta Müller-Tamm (Berlin)Statistik der Seelen. Demographie und Seelenwanderung im langen 18. Jahrhundert5. MaiDr. Elke Lösel (Potsdam)Funeralschriften. Sterbe- und Erinnerungskultur 12. MaiDr. Stefan Borchers (Berlin)„Die beste Vorbereitung des Menschen zu seinem Ende.“ Lebensbilanz und Todesbereitung in der Leichenpredigt19. MaiProf. Dr. Johann Ev. Hafner (Potsdam)Barocke Himmel. Kosmologische, pastorale und theologische Hintergründe26. MaiRabbiner Drs Edward van Voolen (Potsdam)Tod und Trauer im jüdischen Leben2. JuniDr. Ulrike Wels (Potsdam)Der „Tempel des Todes“ (1690) des Christian Gryphius und seine europäischen Vorbilder9. JuniProf. Dr. Iwan-Michelangelo D’Aprile (Potsdam)Der Tod und die Erfindung einer preußischen Nation16. JuniProf. Dr. Christoph Schulte (Potsdam)Die Freiheit zum Tode. Zur Entmoralisierung des Suizid seit dem 18. Jahrhundert 23. Juni PD Dr. Andreas Bähr (Berlin)„Aus Furcht zu sterben ist er gar gestorben.“ Zur Furcht vor dem Tod im 18. Jahrhundert 30. JuniProf. Dr. Helmut Peitsch (Potsdam)„Im Angesicht des Todes. Geschrieben zwischen Verhaftung und Hinrichtung.“ Die Veröffentlichung letzter Briefe in der Nachkriegszeit 7. JuliPD Dr. Marie-Luise Raters (Potsdam)Darf man als Pragmatistin an ein Leben nach dem Tod glauben? Nahtod-Erfahrungen und andere Argumente 14. JuliPD Dr. Andreas Degen (Potsdam)Selbstberichte todkranker Menschen
- Sterben. Dimensionen eines anthropologischen Grundphänomens, hg. von Franz-Josef Bormann und Gian Domenico Borasio. Berlin u.a. 2012. - Sterben und Tod. Ein interdisziplinäres Handbuch, hg. von Héctor Wittwer, Daniel Schäfer, Andreas Frewert. Stuttgart 2010.
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