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Foto: Matthias Friel
Das Seminar führt in die grundlegenden Begriffe und Konzepte der feldanalytischen Methodologie ein und vermittelt ausgesuchtes methodisches Handwerkszeug für das empirische Arbeiten in diesem Forschungsprogramm. Feldanalyse wird hier als relationale, praxeologische und reflexive Form der Sozialforschung im Anschluss an Pierre Bourdieu begriffen, die für eine enge Verknüpfung von Empirie und Theorie plädiert. Deshalb ist die Veranstaltung als Forschungsseminar zum Thema „Kaffeetrinken in Potsdam“ konzipiert, wobei zwei Ziele verfolgt werden: Erstens soll diese Praktik durch eine Rekonstruktion der sozialen Relationen, in die sie eingebettet ist, besser verstanden werden; Zweitens soll durch praktisches Ausprobieren ein feldtheoretischer Forschungshabitus eingeübt werden.
Das Seminar gliedert sich in drei Blöcke. Die ersten drei Sitzungen dienen der Einführung in die Grundzüge der Feld- und Praxistheorie Pierre Bourdieus und der Lektüre zweier exemplarischer Studien zur „Welt des Weines“ als einem instruktiven Vergleichsfall. Im zweiten Teil des Seminars werden wir uns mit der qualitativen Methode des teilnehmenden (oder: ethnographischen) Beobachtens für die Datengenerierung und mit Verfahren der Grounded Theory für die Datenanalyse beschäftigen, wobei die Software MAXQDA zum Einsatz kommt. Im dritten Teil werden wir die quantitative Methode der Multiplen Korrespondenzanalyse nutzen, um strukturelle Erkenntnisse über die bis dahin generierten Daten und Einsichten zu erlangen, wobei Stata zum Einsatz kommt.
Das Seminar ist forschungsorientiert und der praxeologischen Einsicht verpflichtet, dass man Techniken soziologischer Forschung nur in der praktischen Umsetzung erlernen kann. Dies bedeutet zugleich, dass einerseits ein hohes Engagement von den Teilnehmern verlangt wird und andererseits im Voraus keine Garantie zu Gelingen und Ertrag des empirischen Projekts gegeben werden kann. Studienleistung sind vier in Gruppen zu erledigende Arbeitsaufgaben. Die Modulprüfung ist ein Forschungsbericht zu einem mit dem Dozenten abgesprochenen Thema, der auf das durch die Gruppen erarbeiteten Material zurückgreift und gerne auch als Gruppe angefertigt werden kann.
Bernhard, S./C. Schmidt-Wellenburg (2012): Feldanalyse als Forschungsprogramm. In: dies. (Hrsg.), Feldanalyse als Forschungsprogramm 1: Der programmatische Kern. Wiesbaden: Springer VS, S. 27-56.
Bourdieu, P. (1996): Die Praxis der reflexiven Anthropologie. In: ders./L. J. D. Wacquant (Hrsg.), Reflexive Anthropologie. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, S. 251-294.
Diaz-Bone, R. (2005) Strukturen der Weinwelt und der Weinerfahrung. In: Sociologia Internationalis, Jg. 43, H. 1/2, S. 25-57.
Schenk, P./J. Rössel (2012): Identität und Qualität im Weinfeld. In: S. Bernhard/C. Schmidt-Wellenburg (Hrsg.), Feldanalyse als Forschungsprogramm 2: Gegenstandsbezogene Theoriebildung. Wiesbaden: VS Springer, S. 83-108.
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