Zur Seitennavigation oder mit Tastenkombination für den accesskey-Taste und Taste 1 
Zum Seiteninhalt oder mit Tastenkombination für den accesskey und Taste 2 

Foto: Matthias Friel

Schtetl: Geschichte, Legende, literarischer Topos - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 293111
SWS 2 Semester SoSe 2016
Einrichtung Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft   Sprache deutsch
Weitere Links Kommentar
Belegungsfrist 01.04.2016 - 20.05.2016

Belegung über PULS
Gruppe 1:
     jetzt belegen / abmelden
    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
Seminar Mo 16:00 bis 18:00 wöchentlich 11.04.2016 bis 18.07.2016  1.09.2.16 Prof. Dr. Marszalek ,
Dr. Schneider
 
Kommentar

Als shtetl (jiddisch für Städtchen) wurden historisch Orte/Siedlungen – Dörfer, Provinzstädtchen, Stadtteile – mit hohen (oft überwiegenden) jüdischen Bevölkerungsanteil in Osteuropa bezeichnet. Bis zum Zweiten Weltkrieg blieb die spezifische sozio-ökonomische sowie kulturell-religiöse Struktur von shtetlekh (Pl.) – an der Schnittstelle des Urbanen und Ruralen, mit vielfältigen, oft spannungsvollen Verbindungen zum christlichen Umfeld – im Wesentlichen erhalten. Das Schtetl, das jahrhundertelang die Lebensform der Juden in Osteuropa prägte und zum Inbegriff der aschkenasischen Kultur (Jiddischland) wurde, blieb natürlich von den Modernisierungsprozessen und Umwälzungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts (Säkularisierung, Migrationen, Kriege, Revolutionen) nicht unberührt. Bereits Ende des 19.Jh./Anfang des 20. Jh. wurde das Schtetl zum literarischen/künstlerischen Mythos: Insbesondere die jiddische Literatur – von Mendele Mojcher Sforim, Scholem Alejchem, Jizchok Leib Perez hin zu Isaac Bashevis Singer – hat zu literarischen Konstruktion von Schtetl beigetragen. Durch Auswanderung vieler Schriftsteller und Künstler aus Osteuropa (in die USA, nach Westeuropa oder Palästina) und angesichts der fortschreitenden Zersetzung traditioneller Lebensformen der jüdischen Diaspora wurde das Schtetl nicht nur zum nostalgischen Bezugspunkt ihrer Texte und Bilder (u.a. bei Marc Chagall), sondern auch zum Ziel ethnografischer Expeditionen, an denen auch Literaten und Künstler teilgenommen haben (u.a. Salomon An-sky). Nach der Auslöschung des jüdischen Lebens in Osteuropa im Holocaust fand die Erinnerung an das Schtetl in den zahlreichen in der ganzen Welt von den Überlebenden und ihren Nachfahren verfassten memorial books (yizker-bikher) Ausdruck. Einige Jahrzehnte nach dem Krieg – im Revival der Erinnerung an das jüdische Europa – wurde das Schtetl zum beliebten (oft kitschigen) Stoff populärer Darstellungen.
Das Seminar setzt sich mit der Geschichte und Gegenwart des Topos Schtetl auseinander: vor allem in der Literatur (in den mehrsprachigen jüdischen Literaturen von Scholem Alejchem über Manès Sperber, Soma Morgenstern und Bruno Schulz bis Jonathan Safran Foer), aber auch in Zeugnissen, medialer Dokumentation und künstlerischer Exploration. Auch der Blick von nicht-jüdischen Nachbarn und Reisenden auf das Schtetl wird im Seminar thematisiert.
Seminarlektüre: Deutsch und Englisch.

Leistungsnachweis 2 LP (unbenotet): regelmäßige Teilnahme + Studienleistung (MA LA 2004)
3 LP (unbenotet): regelmäßige Teilnahme + Studienleistung (MA GER + MA LA 2011)
3 LP (benotet): (MA LA 2004)
2 LP (K): Hausarbeit oder (P): andere Prüfungsleistung (MA LA 2011: Sek I)
4 LP (K): Hausarbeit oder (P): Prüfungsgespräch (MA GER 2011 + MA LA 2011: Sek II)

Strukturbaum
Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2016 , Aktuelles Semester: SoSe 2024