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Foto: Matthias Friel
Antonio Gramscis Gefängnishefte – Lektürekurs
Antonio Gramsci (1891-1937) gehört heute zu den nach Dante weltweit am meisten zitierten italienischen Autoren. 1926 als politischer Gegner des faschistischen Regimes verhaftet, brachte er im Gefängnis ein Werk von über zweitausend Druckseiten zu Papier. Diese sogenannten Gefängnishefte gehören zum Interessantesten, was im 20. Jahrhundert über Politik, Philosophie, Geschichte, Literatur, Religion und Emanzipation geschrieben worden ist. In einer berühmten Passage stellt er die Frage: „ist es vorzuziehen, ‚zu denken‘, ohne sich dessen kritisch bewusst zu sein, auf zusammenhangslose und zufällige Weise, das heißt, an einer Weltauffassung ‚teilzuhaben‘, die mechanisch von der äußeren Umgebung ‚auferlegt‘ ist, und zwar von einer der vielen gesellschaftlichen Gruppen, in die jeder automatisch von seinem Eintritt in die bewusste Welt an einbezogen ist […], oder ist es vorzuziehen, die eigene Weltauffassung bewusst und kritisch auszuarbeiten und folglich, im Zusammenhang mit dieser Anstrengung des eigenen Gehirns, die eigene Tätigkeitssphäre zu wählen, an der Hervorbringung der Weltgeschichte aktiv teilzunehmen, Führer seiner selbst zu sein und sich nicht einfach passiv und hinterrücks der eigenen Persönlichkeit von außen den Stempel aufdrücken zu lassen?“
Dem Kurs liegt folgende Textsammlung zugrunde: Gramsci lesen - Einstiege in die Gefängnishefte, hgg. v. Florian Becker, Mario Candeias, Janek Niggemann & Anne Steckner, Argument, Hamburg 2015
Zur vorbereitenden Lektüre empfehle ich: Thomas Barfuss & Peter Jehle, Antonio Gramsci zur Einführung, Junius, Hamburg 2014
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