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Foto: Matthias Friel
"Animacy, or the distinction between animate and inanimate entities, is so pervasive in the grammars of human languages that it tends to be taken for granted and become invisible" (Dahl and Fraurud, 1996:47). Das nunmehr 20 Jahre alte Zitat von Dahl & Fraurud ist im Rahmen der Kognitiven Grammatik fast schon programmatisch. Was es impliziert, ist folgendes: Die (semantische) Unterscheidung zwischen belebten und unbelebten Einheiten wirkt sich auf einen großen Teil grammatischer Strukturen in den Sprachen der Welt aus. Das Bestreben ist es, den Einfluss der Belebtheits auf diese Strukturen offenzulegen.
Auch die Spracherwerbs- - im besonderen die Erstspracherwerbsforschung - wendet sich verstärkt der Frage zu, welche Rolle Belebtheitsunterschiede in der sprachlichen Entwicklung spielen und wie Lerner sprachliche Muster mit Belebtheitsmerkmalen verbinden. Für die Zweitspracherwerbsforschung finden sich Arbeiten, die die Relation von Belebtheit und sich entwickelnden Lernergrammatiken beleuchten, bisher nur sehr selten. Diesem Desiderat widmet sich das Seminar.
In der ersten Hälfte des Seminars werden wir uns mit Grundlagen der Belebtheitsforschung auseinandersetzen und exemplarisch thematisieren, an welchen Stellen im Deutschen die Belebtheit für grammatische Strukturen relevant ist. In der zweiten Hälfte wird es darum, eigene experimentelle Designs für ausgewählte grammatische Gegenstände zu entwickeln. Ziel ist es, Verfahren konzipieren, mit denen getestet werden kann, ob und welche Relevanz Belebtheit für die sprachlichen Entwicklung in der Zweitsprache Deutsch hat. Sie werden dazu in kleinen Projektgruppen (ca. 3 TeilnehmerInnen) arbeiten und selbstständig ein experimentelles Design entwickeln.
Bittner, D. (2007): Influence of animacy and grammatical role on production and comprehension of intersentential pronouns in German L1-acquisition. In: ZAS Papers in Linguistics 48, 103-138.
Dahl, Ö. & Fraurud, K. (1996). Animacy in grammar and discourse. In: Fretheim, T. & Gundel, J. (Hg.): Reference and Referent Accessibility. Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins Publishing Company, 47–64.
Krifka, Manfred (2009): Case syncretism in German feminines: Typological, functional and structural aspects. In: Steinkrüger, P. & Krifka, M. (Hg.): On inflection. Berlin: De Gruyter, 141-172.
Silverstein, M. (1976): Hierarchy of features and ergativity. In: Dixon, R.M.W. (Hg.): Grammatical categories in Australian languages. Canberra: Australian Institute of Aboriginal Studies, 112-171.
So gut wie alle Seminartexte werden auf Englisch sein. Sie sollten also im Lesen englischsprachiger Fachliteratur geübt oder bereit sein, sich entsprechend einzuarbeiten.
Textlektüre + Einreichen von Textkommentaren
Mitarbeit in Projektgruppe (= Konzeption eines experimentellen Designs) inkl. Abgabe einer Skizze des Experiments sowie einer Kurzpräsentation im Seminar
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