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Foto: Matthias Friel
Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".Im Titel von Denis Diderots und Jean Le Rond d’Alemberts Jahrhundertwerk ›Encyclopédie, ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers‹ (1751-80) spricht das Konzept eines universalen, alphabetisch-systematischen ›Wörterbuchs‹ von einer der wirkmächtigsten Zäsuren in der Geschichte der Sammlung von Menschheitswissen. Seit der Zeit um 1700 bescherten die Umbrüche in Handel, Wissenschaft und Technik den Menschen der frühen Neuzeit eine Fülle von exotischen Waren und Dingen. Damit einher ging eine Vielfalt von fremden Wörtern und abstrakten Begriffen. Dieser Wandel der Welt verlangte nach einer neuen Form der Strukturierung und Darbietung von Wissen. In diesem Kontext geht das Seminar dem kulturhistorischen Nach-, Neben- und Ineinander tradierter Ordnungsprinzipien des kulturellen Gedächtnisses nach. Wann wurde der prähistorische Mensch vom ›Jäger‹ zum ›Wissenssammler‹? Wer schuf das ›erste Lexikon‹ der Weltgeschichte? Wieso starb ein über 200 Jahre erfolgreiches Modell der Kodifizierung von Wissen wie der renommierte ›Brockhaus‹ zu Beginn des 21. Jahrhunderts gleichsam aus? Ist ein Internetprojekt wie ›Wikipedia‹ überhaupt ein Nachschlagewerk oder Lexikon im klassischen Sinne? Neben den abendländischen Modellen der Sammlung von Weltwissen rücken zudem außereuropäische Formen der Kumulation von Wissen in den Fokus (u. a. am Beispiel Chinas). Die Einführung ist zudem darauf angelegt, über wenig erforschte Phänomene in der Kulturgeschichte des Wissens aufzuklären (z. B. politische und literarische Lexikografie). Voranmeldung unter Robert.Charlier@alumni.tu-berlin.de.
Zur Einführung: Robert Charlier: Von der ›Encyclopédie‹ zu ›Wikipedia‹. Zur epistemischen Erfolgsgeschichte der europäischen Aufklärung. In: Ders. (Hrsg.): Wissenswelten. Historische Lexikografie und Europäische Aufklärung. Hannover 2010, S. 13-37 – Robert Charlier: (Artikel) Kanonisierung, negative. In: Ders.: Google statt Goethe? Kanonbildung im Zeitalter der Globalisierung. Aachen [Herzogenrath] 2013, S. 86f.
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