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Foto: Matthias Friel
Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".Trotz seiner prägnanten Kürze von nur zwei Druckseiten ragt Friedrich Hölderlins Fragment "Urtheil und Seyn" (1795) unter den mächtigen Systementwürfen des sogenannten "Deutschen Idealismus" von Fichte über Schelling bis hin Hegel noch einmal hervor. Auf engstem Raum findet sich hier in nuce ein philosophisches Programm zusammengedrängt, das – wie die Ansätze der genannten Zeitgenossen – seinen Ausgang von einem Denken des Unbedingten, von der Einheit eines "absoluten Seyns" nimmt. Zugleich aber stößt Hölderlin von Anfang an in die Richtung einer Philosophie der radikalen Entzweiung oder Teilung dieses "Seyns": Die Pointe seiner Überlegungen in dem kurzen Fragment scheint immerhin zu sein, dass jedes prädikative Urteil als Ausdruck einer "Ur-Teilung", einer irreversiblen Trennung in die Hälften von Subjekt und Objekt, die auf der Ebene einer "intellektuellen Anschauung" (Fichte) noch ungeteilt und ungeschmälert sei. Das Seminar nimmt sich erstens vor, über eine konzentrierte und mehrwöchige Lektüre dieses nur äußerst kurzen Fragments den Keim zu einer systematisch eigenen Form der Philosophie, den uns Hölderlin hier vermacht hat, zu erschließen. Nach einer Kontextualisierung von Hölderlins Denkbewegung im Gesamtumfeld des sogenannten Deutschen Idealismus verfolgt der Kurs in der zweiten Phase des Semesters Hölderlin-Lektüren oder -"Effekte" weiter, die von dieser Ausgangskonstellation an über das zwanzigste Jahrhundert bis in die Gegenwart hinein Epoche gemacht haben. Es soll uns also beschäftigen, wodurch sich genau die Rückgriffe auf Hölderlins Denk- und Vorstellungswelt etwa bei Martin Heidegger, Michel Foucault, Maurice Blanchot, aber auch Peter Szondi, Samuel Beckett und Dieter Henrich charakterisieren. Schließlich sollen auch die Resonanzen von Hölderlins spekulativem Programm in seiner Lyrik und in seiner Prosa zur Sprache kommen, die natürlich ebenfalls Gegenstände das Faszination der modernen philosophischen Hölderlin-Interpreten (z.B. Heidegger, Foucault) gewesen sind. Dieser Kurs ist ebenfalls für Studierende der Germanistik geöffnet, die sich für eine Vertiefung der philosophischen Implikationen von Hölderlins Oeuvre interessieren.
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