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Foto: Matthias Friel
Mit der Zeitenwende von 1989/90 veränderten sich die Rahmenbedingungen für die bundesdeutsche Sicherheitspolitik. Insbesondere für die Bundeswehr bedeuteten Einsätze „out of area“ des NATO-Gebiets ein Abweichen von Routinen, die sich in den vier vorangegangenen Jahrzehnten etabliert hatten.
Im Rahmen der Veranstaltung soll anhand von ausgewählten Quellen und Literatur ein historischer Überblick über die Entwicklungen der Auslandseinsätze und der ihnen zugrundeliegenden sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen vermittelt werden. Als Leitfrage stehen die Kontinuitäten und Wandlungsprozesse der semantischen (Um)Deutungen der Begriffe „Einsatz“ und „Krieg“ (bzw. dessen Negation) im Vordergrund.
Mit der Zeitenwende von 1989/90 veränderten sich die Rahmenbedingungen für die bundesdeutsche Sicherheitspolitik. Insbesondere für die Bundeswehr bedeuteten Einsätze „out of area” des NATO-Gebiets ein Abweichen von Routinen, die sich in den vier vorangegangenen Jahrzehnten etabliert hatten. Die in den Streitkräften selbst erforderlichen Anpassungsprozesse bedurften politischer und rechtlicher Klärungsprozesse, die keineswegs geradlinig verliefen. Wiederholt wurde der „neue” Charakter der Konflikte betont, zu deren Einhegung die Bundeswehr einen Beitrag im Bündnis leistete. Gleichwohl bildeten die Aspekte der Bundnisintegration und – vor dem Hintergrund der deutschen NS-Vergangenheit – die Politik der Zurückhaltung bleibende Kontinuitäten.
Im Juli 1994 erklärte das Bundesverfassungsgericht Auslandseinsätze der Bundeswehr unter den Bedingungen der Parlamentsarmee für rechtmäßig. Auch in den folgenden Jahrzehnten stellte sich wiederholt die Frage nach dem Charakter dieser Einsätze: Neben zahlreichen humanitären Hilfsmissionen trugen die Einsätze auf dem Balkan zur Stabilisierung der Region bei; unter Einschluss von friedenserzwingenen Maßnahmen. In Afghanistan dagegen eskalierte das als Stabilisierungsmission begonnene Bundeswehrengagement zu den – letztlich auch von der poltischen Führung eingeräumten – „kriegsähnlichen Verhältnissen”.
Im Rahmen der Veranstaltung soll ein historischer Überblick über die Entwicklungen der Auslandseinsätze und der ihnen zugrundeliegenden sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen vermittelt werden. Dabei soll anhand von ausgewählten Quellen und Literatur die Entwicklung der Einsätze und ihre Resonanz in Politik und Gesellschaft schlaglichtartig beleuchtet werden. Als Leitfrage stehen die Kontinuitäten und Wandlungsprozesse der semantischen (Um)Deutungen der Begriffe „Einsatz” und „Krieg” (bzw. dessen Negation) im Vordergrund. Dabei sollen die Dilemmata deutscher Sicherheitspolitik besonders berücksichtigt werden
Die Veranstaltung kann erst am 4. Mai beginnen!
Regelmäßige Lektüre in Vorbereitung für die nachfolgende Veranstaltung,
aktive mündliche Mitarbeit,
Impulsvortrag zu einem Thema
Termin
Thema
Do
a) Vorstellung Dozent, persönliche Vorstellungsrunde
b) Ziele: „Was erwarten wir vom Studium?”, „Was erwarten wir von der LV?”
c) Vorstellung der möglichen Themen
d) Aufgabe zur 2. Sitzung: Begriffsklärungen „Krieg”, „Einsatz”, „Frieden” (schriftlich mit Quellenangabe)
Do 11.05.
16:00
17:30
a) Einleitung (Rink)
b) Impulsvortrag (Rink): „Einsatz ohne Krieg?”
c) Begriffsklärungen „Krieg”, „Einsatz”, „Frieden”
d) Themenverteilung
Do 18.05.
Die „neuen Kriege”
a) Einleitung
b) 1. Impulsvortrag: Wirklich Neues unter der Sonne? Die Neuen Kriege nach Herfried Münkler (gemeinsam)
c) Diskussion
Literatur:
Herfried Münkler, Die neuen Kriege, 5. Aufl., Reinbek 2003
Klaus Schlichte, Neue Kriege oder alte Thesen? Wirklichkeit und Repräsentation kriegerischer Gewalt in der Politikwissenschaft. In: Den Krieg überdenken. Kriegsbegriffe und Kriegstheorien in der Kontroverse, hrsg. von Anna Geis, Baden-Baden 2006, S. 111-132
Herfried Münkler, Was ist neu an den neuen Kriegen? – Eine Erwiderung auf die Kritiker. In: Geis, Den Krieg überdenken, S. 133-150
b) 2. Impulsvortrag: Das Ende des Kalten Krieges – Ende der Geschichte? (n.n.)
Francis Fukuyama, The End of History, in: National Interest, Summer 1989 <http://www.wesjones.com/eoh.htm#source >
Stefan Jordan, Francis Fukuyama und das ‚Ende der Geschichte‘, in Zeithistorische Forschungen 6(2009), S. 159-163 <http://www.zeithistorische-forschungen.de/1-2009/id=4543>
Do 08.06.
Kriegsdiskurse vom Golfkrieg 1991 bis zum Kosovokrieg 1999
b) 3. Impulsvortrag: Von der „Transformation” zur „Neuausrichtung” der Bundeswehr (n.n.)
Michael Schwab-Trapp, Kriegsdiskurse. Die politische Kultur des Krieges im Wandel, Opladen 2002, S. 87-111, 149-210, 289-390
Brendan Simms, From the Kohl to the Fischer doctrine: Germany and the Wars of the Yogoslav Succession, 1991-1999, in: German History 21(2003), Nr. 3, S. 393-414
Do 15.06.
Verfassungs- und völkerrechtliche Aspekte
b) 4. Impulsvortrag: Die Bundesverfassungsgerichsentscheidung vom 12. Juli 1994 (n.n.)
Peter Dreist, Die Auslandseinsätze der Bundeswehr zwischen Politik und Verfassungsrecht. In: Entschieden für Frieden – 50 Jahre Bundeswehr, hrsg. von Klaus-Jürgen Bremm, Hans-Hubertus Mack und Martin Rink, Freiburg/Br. 2005, S. 507-524
Thomas Breitwieser, Von der Landesverteidigung zum weltweiten Einsatz. Änderungen im Verständnis des Grundgesetztes, in: Auftrag Auslandseinsatz. Neueste Militärgeschichte an der Schnittstelle von Geschichtswissenschaft, Politik, Öffentlichkeit und Streitkräften, hrsg. von Bernhard Chiari, Freiburg/Br 2012, S. 43-53.
Mi, 21.06. – Fr, 23.06.
Sonderveranstaltung: 58. Internationale Tagung für Militärgeschichte (optional)
Einsatz ohne Krieg? Militär, Gesellschaft und Semantiken zur Geschichte der Bundeswehr nach 1990, Tagungshotel Seminaris, Potsdam
Donnerstag29.06.
Die Humanitäre Intervention und ihre Paradoxien
b) 5. Impulsvortrag: Die „Responsibility to Protect” neue völkerrechtliche Norm – eine paradoxe Verpflichtung? (n.n.)
Matthew Jamison, Humanitarian intervention since 1990 and ‚liberal interventionism‘. In: Humanitarian Intervention: A History, hrsg. von Brendan Simms und D[avid] J. B. Trim,, Cambridge 2011, S. 365-380
Matthias Iser, Paradoxien des (un)gerechten Krieges. In: Geis, Den Krieg überdenken, S. 179-200
Lothar Brock. Kriege der Demokratien. Eine Variante des Demokratischen Friedens. In: Geis, Den Krieg überdenken, S. 203-228
Do 06.07.
Uneingeschränkte Solidarität? Die Deutschen im Bündnis unter Rot-Grün
b) 9. Impulsvortrag: Die deutsche Militärpolitik zwischen Bündnisanforderungen und „national caveats”, 1998-2005 (n.n.)
c) Diskussion zur Veranstaltung
Edgar Wolfrum, Rot-Grün an der Macht. Deutschland 1998-2005, München 2013, S. 64-94, 279-326
Roy Karadag/ Klaus Schlichte, Die Verunsicherung der Welt Aktuelle Gewaltkonflikte und globale Ordnung, in Politische vierteljahresschrift., 57. Jahrgang 4(2016), S. 534-559
Do 13.07.
„Krieg”? Die Bundeswehr und das K-Wort 2009/10
b) 10. Impulsvortrag: Kampfhandlungen, Kunduz und die „kriegsähnlichen Verhältnisse”: Afghanistan und die Debatten in der Merkel-Ära (n.n.)
Quellen:
Zu Guttenberg: Kriegsähnliche Zustände in Teilen Afghanistan, Nikolaus Blome und J. Meyer für die Bild-Zeitung, 03.11.2009 < https://www.bundesregierung.de/ContentArchiv/DE/Archiv17/Interview/2009/11/2009-11-03-interview-guttenberg-bild.html>
Verdruckstheit im Umgang mit dem Afghanistaneinsatz, Rolf Clement für den Deutschlandfunk, 14.03.2010 <http://www.deutschlandfunk.de/verdruckstheit-im-umgang-mit-dem-afghanistaneinsatz.868.de.html?dram:article_id=124583> Angela Merkel, Die Krise ist noch längst nicht überstanden, Interview mit der Franfurter Allgemeinen Zeitung, 14.11.2009, < https://www.bundesregierung.de/ContentArchiv/DE/Archiv17/Interview/2009/11/2009-11-14-interview-bk-faz.html>
Do 20.07.
Einsätze der Bundeswehr seit 2011: Versuch einer Historisierung der Zeitgeschichte
b) Diskussion
Carlo Masala, Weltunordnung. Die globalen Krisen und das Versagen des Westens, München 2016, S. 18-65
Andreas Rödder, 21.0. Eine kurze Geschichte der Gegenwart, 4. Aufl. München 2016, S. 338-378
Do 27.07.
Abschlussbesprechung
a) Zusammenfassung/ Kommentar zur Veranstaltung (Rink)
b) Rückmelde-Runde: Welche Erwartungen haben sich erfüllt? Was könnte/ sollte anders laufen?
c) Postcolloquium
Studierende der Studiengänge Military Studies/ War and Conflict Studies sowie weiterer geschichts- und der politikwissenschaftlicher Studiengänge
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