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Foto: Matthias Friel

Menschenfragen. Ein anthropologischer Reigen der Moderne - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester WiSe 2017/18
Einrichtung Institut für Philosophie   Sprache deutsch
Weitere Links Kommentar
Belegungsfrist 04.10.2017 - 10.11.2017

Belegung über PULS
Gruppe 1:
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    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
Seminar Do 14:00 bis 16:00 wöchentlich 19.10.2017 bis 08.02.2018  1.11.2.22   21.12.2017: Akademische Weihnachtsferien
28.12.2017: Akademische Weihnachtsferien
Kommentar Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".

Vielleicht liegt das entscheidendste Ereignis der modernen Philosophie in der „Entdeckung des Menschen“, die sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts vollzieht. Diese Entdeckung fällt ziemlich genau mit der nach dessen Tod an Hegels philosophischem System geübter Kritik zusammen, die Hegels Denken als vollendete Gestalt einer „Metaphysik“ brandmarkte. Hegel, so Ludwig Feuerbach, habe in seiner Philosophie der Geschichte eine genau verkehrte Bestimmung des „Subjekts“ und des „Objekts“ dialektischer Prozesse entwickelt: Während für Hegel das Subjekt, d.h. das aktive und treibende, sich auf sich selbst beziehende Prinzip der Geschichte der Geist sei, der durch die Welt und das Denken des Menschen als sein Objekt hindurch gehe, fordert Feuerbach ein, den Menschen als schöpferische Kraft seiner eigenen, d.h. einer durch humane Praxis gestalteten Geschichte zu denken. Wie Feuerbach in seiner atheistischen Religionskritik argumentiert, gingen die geistigen Ordnungen, einschließlich der wirkmächtigen Idee eines allwissenden und allmächtigen Gottes, auf die Projektionen eines für sich genommen rein sinnlich-natürlichen und in vielfacher Hinsicht unvollkommenen Lebewesens, nämlich auf den Menschen in seiner Endlichkeit zurück.

Diese Abkehr von Hegel kann sinnvoll als Geburtsstunde der modernen Anthropologie interpretiert werden. Das bedeutete nicht nur, dass man die Frage danach, wer und was der Mensch sei, in dem Maße ganz neu stellen musste, in dem sich die traditionellen Überzeugungen von der Verankerung des Menschen in einem gründenden Ganzen auflösten. Schließlich waren es – parallel zu Feuerbachs „Umkehrung“ von Hegels Metaphysik – auch Darwins Einsichten, die die christliche Verortung des Menschen in einer göttlichen Schöpfung tief erschütterten. Dieser große Bruch lief aber nicht nur darauf hinaus, den Menschen als diejenige Instanz zu entdecken, nach der gefragt wird, sondern zugleich als die Instanz, von der die Frage (nämlich nach sich selbst: die Frage nach dem Menschen) ausgeht. Der Mensch also ist nicht nur als zu befragender „Gegenstand“ problematisch, sondern im gleichen Zug auch in seinen Möglichkeiten, jene Instanz oder jene Kraft zu sein, die nach sich selbst fragen und die sich selbst bestimmen kann. Auf dieser systematischen Verschiebung, die nicht zufällig die Formeln von der „transzendentalen Obdachlosigkeit“ (Lukács), von der „Verlassenheit“ (Kierkegaard) oder der „Tiernatur“ (Nietzsche) des Menschen hervorgebracht hat, beruht die Anthropologie als Tradition der modernen Philosophie.

Das Seminar zielt darauf ab, verschiedene Konfigurationen dieser erneuerten Form der Frage nach dem Menschen (als Subjekt und Objekt zugleich) herauszuarbeiten. Es soll ein „Reigen“ verschiedener Anthropologien der Moderne zusammengestellt werden. So wird uns der Mensch in ganz unterschiedlichen Grundbeschreibungen begegnen, die allesamt, gerade im 20. Jahrhundert, eine gewisse Wirkmacht entfaltet haben: Im Fokus stehen beispielsweise der „homo ludens“ (Huizinga, Plessner), der „homo eroticus“ (Freud, Bataille), der „homo faber“ (Marx, Engels), der „homo ridens“ (Bergson) oder der „homo viator“ (Bloch). Dabei wird sich der Kurs nicht ganz streng auf anthropologische Konzeptionen des 19. und 20. Jahrhunderts beschränken, sondern gelegentlich auf vormoderne Texte (Platon) zurückgreifen, die helfen sollen, die jeweils zur Disposition stehende „Menschenfrage“ zu erhellen.
Literatur siehe oben
Bemerkung

Krankheitsbedingt beginnen die Veranstaltungen von Dr. Thomas Ebke erst in der 46. Kalenderwoche (15. und 16.11.2017).


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2017/18 , Aktuelles Semester: SoSe 2024